Ich bekomme nicht genug ?


Ich bin so glücklich, diesen Weg zu gehen, macht mich so glücklich. Ich fühle mich, als wären meine Herzenstore gaaanz weit geöffnet. Es sind nur noch 118 km!! Wirklich, die Zeit vergeht so schnell. Ankommen wird bestimmt ein Emotionscocktail werden. Heute wurde ich von drei Amerikanerinnen ganz freudig gegrüßt. Keine Ahnung, wer dass war. ?Sie klärten mich dann auf. Ich sei doch die Frau mit dem breiten Strahlen im Gesicht, ich wäre doch auch in der Kirche gewesen vorgestern. Ja, das fast eigentlich meine Stimmung exakt zusammen.


So fing mein Tag heute an! Es regnete und ich konnte nicht besonders weit schauen. Ich glaube, ich bin durch Wolken gelaufen. Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, wie das wohl ist und sich anfühlt, durch Wolken zu laufen. ? Naja, eigentlich ist es ganz unspektakulär. Man sieht halt nichts. Und plötzlich – hat man freie Sicht.

Mir macht der Regen inzwischen gar nichts aus. Irgendwie ist das Wetter einfach nur noch Wetter. Nicht mehr schlecht oder gut, sondern nur Wetter. ? Ich nehm es, wie es kommt.

Auch über das Laufen mache ich mir keine Gedanken mehr. Ich laufe einfach. Es ist, wie es ist❣ Kein Schweinehund mehr, der mir phantasievolle Vorschläge macht, es besser sein zu lassen. Ich laufe. Punkt. Und ich genieße, dass ich es kann. ❤️ Das mein wunderbarer Körper gesund ist und mir das Schritt für Schritt erlaubt. Wie genial❣


Heute gab es so viele unterschiedliche Wege und auch das Wetter veränderte sich ständig. Entweder hat es geregnet oder die Sonne hat geschienen. Mein Regenponcho und ich sind uns inzwischen so vertraut, dass die schnellen Wechsel kein Problem sind. ?

Zwischendurch liegen auch die Hühner mit mir auf dem Weg rum. ?

 Heute morgen hatte ich vergessen zu frühstücken und als ich die Gelegenheit dazu hatte, reichte mein Geld gerade noch für ein Café    con leche. Eine Pilgerin gab mir einen frisch gepressten Orangensaft aus❣Ist das nett!!! Und als ich in dieser wunderschönen Landschaft unterwegs war und Hunger bekam, traf ich das:


Ein Stand mit Getränken und Essen. Man konnte sich nehmen, was man wollte. Es war auf Spendenbasis, einfach soviel Geld ins Körbchen schmeißen, wie man will. Ich finde das so genial. Das ist wirklich ein herrliches Gefühl, so willkommen zu sein.

Heute fielen mir besonders die Bäume auf. Sie waren wie alte weise Baumwesen.



Eine uralte Edelkastanie

Schön, oder?!  Noch ein paar Wege:



Nach 7 1/2 (23km) Stunden habe ich meinen Zielort erreicht. Gerade, als ich in der Anmeldung saß, öffnete sich der Himmel und hat alles gegeben. Es regnete Bindfäden und ging in Hagel über. Und dazu kam dann noch ein Gewitter. Das nenne ich Punktlandung. ?


Kleiner Nachtrag 

Diese Herberge ist einfach super. Heute gab es vegetarisches Essen und zum Abschluss des Tages eine Fussmassage

Ach ja, und eine Babykatze ( für Anni ❤️?)

Pilgermesse der besonderen Art

Gestern, Dienstag, war ich in einer ganz besonderen Pilgermesse in der Kirche des Ortes La Faba.

Es war so unglaublich ergreifend und wundervoll gestaltet. Wir waren ca 30 Pilger aus 3 verschiedenen Kontinenten. Das was der Geistliche in spanisch sagte, wurde direkt auf deutsch und englisch übersetzt. Diese Messe war weder katholisch noch protestantisch. Zunächst wurde eine brennendes  Öllicht herumgereicht, welches den Frieden symbolisierte. Jeder hatte die Möglichkeit ein lautes oder leises Gebet, einen Dank oder was auch immer zu sprechen. Die ersten 5 schwiegen und ich war die erste, die etwas laut sagte. Ich dankte Gott für seine wundervolle Schöpfung, deren Teil auch ich bin und dass er mir die Kraft und die Zuversicht schenkt, diesen Weg nach Santiago zu gehen. Das war ein sehr ergreifender Augenblick. Danach waren die anderen mutiger und haben in ihrer Muttersprache auch etwas gesagt. Mir wurde hinterher vom Geistlichen gedankt, dass ich den Mut hatte, etwas laut zu sagen. ?

Danach wurden 5 Pilger gebeten, nach vorne zu kommen. Ich war dabei. Nach und nach, haben wir uns gegenseitig einen Fuß gewaschen. Jesus hatte seinen Jüngern die Füße am Tag vor seiner Kreuzigung gewaschen, schon mit dem Bewusstsein, verraten worden zu sein. Es war ein Zeichen seiner bedingungslosen Liebe.

Was für eine Verbundenheit❣ Anschließend wurde ein Zeil Aus Matthäus 5 vorgelesen, wieder von uns Pilgern, in der jeweiligen Muttersprache.Danach konnte jeder erzählen, was ihn besonders auf dem Camino bis jetzt berührt hat. Für mich gehört dieser Gottesdienst ganz sicher dazu.


Als Abschluss haben wir alle einen Kreis um den Altar gebildet und das Vater unser gleichzeitig in der jeweiligen Sprache gesprochen. Eine herzliche Umarmung eines jeden und ein gemeinsames gesungenes Lied “ We shall over come..“ waren ein Abschluss, mit dem Gefühl einer absoluten Verbundenheit.

Was für ein großartiger Augenblick. ?????????

Dauerregen und 9 Grad -Willkommen in Galicien ???


Herzlich Willkommen in Galicien, der regenreichsten Gegend in Spanien und von daher auch der grünsten. Und damit es besonders grün wird, bin ich heute ununterbrochen durch Regen gelaufen und hatte die ganze Zeit das Glück entgegenkommender Bäche.

Trotzdem hat das Laufen Spaß gemacht und bin glücklich, die richtige Regenkleidung nun schon über 550 km mit mir rum zutragen. ?


Regengamaschen und ein Regenponcho, indem ich aussehe wie ein Zelt auf zwei Beinen ist einfach perfekt. Ich stelle euch beides am Ende meiner Reise vor. Da werde ich eine detaillierte Packliste hier einstellen, für die, die diesen Weg auch gehen möchten.

Der höchste Punkt meines Weges war heute 1337 m – nicht schlecht, finde ich.

In vorrömischer Zeit siedelten die Kelten in Galicien, was noch deutlich spür – und sichtbar ist. Es gibt hier sogar Dudelsäcke. ? Ich fühle mich hier zu Hause, warum auch immer. Es ist ein Gefühl tief in mir drin.

Heute war ich ungewollt 20 km unterwegs. Eigentlich wollte ich viel eher eine Herberge finden, aber die war so schmuddelig, dass ich so nass wie ich war, direkt vorbei marschiert bin. Die nächste war voll und nach einem beherzten Schei…e bin ich weiter.


Jetzt habe ich ein Singelroom nur für mich, mit warmer Dusche, warmer Heizung und einem sauberen  140 Bett nur für mich.

Nach so einem Marsch im Dauerregen einfach nur perfekt und seinen Preis absolut wert. ❤️


Schlumpfine in Galicien ?

Dieser Weg, wird kein leichter sein, …

…..dieser Weg ist steinig und schwer. ?

Nachdem ich gestern schon keinen leichten Weg gegangen bin, hatte mein Körper überhaupt kein Interesse überhaupt noch irgendeinen Weg zu gehen. Puh, jeder Schritt war beschwerlich. Außerdem hatte ich mich in der Nacht verlegen und eine Stelle am Schulterblatt tut immer noch heftig weh. Hatte ich gestern noch so herrlich geklugscheisst über meine Erkenntnis der aufrechten Haltung, so hat das heute nur wenig gebracht. Es ging wirklich nur Schritt für Schritt und der Rucksack hatte gefühlte 30 kg. ?

Der Weg führte die ganze Zeit an einem Bach entlang und akustisch war das auf jeden Fall ein Highlight. Das Geräusch wie auch der Geruch erinnerten mich sehr an das Haus meines Vaters in Schweden. Das Wetter ist heute bedeckt und mit 16 grad recht frisch. Zwischendurch nieselt es, wird aber wohl noch zum Abend heftiger. Auf dem Weg gibt es schon einiges zu entdecken ?

“ Persil, da weiß man, was man hat“ ??

Oder dieses hier: Ein „Haus“, das zu verkaufen ist. Carsten, wäre das nichts für uns? Ist was für Heimwerker!

Aber es gibt auch ganz süßes zu sehen. Eine Katzenmama mit ihren Babys❤️.

Heute ging es 1.5 km steil bergauf. Der Weg war wirklich wunderschön und schweißtreibend. Ein Bach teilte sich mit uns Pilgern den Weg ?

Die Herberge heute ist sehr speziell. Ein junges, alternatives Paar hat sich ein altes Bauernhaus fertig gemacht. Es gibt eine Sehr gemütliche Bar mit vegetarischem Essen. Und dann gibt es da noch dennSchlafraum mit 9 Betten.

Oder so…

Was aber wirklich ganz speziell ist, ist das hier…

Das ist der Weg zum Glück!!! Das ist das Leiterchen zur Kalt- Wasser-Dusche und….

…zur Toilette!!! Hmmm, ich glaube ich verkneife mir ab sofort, jedwede Aufnahme von Flüssigkeiten. ? Und wo halte ich mich eigentlich fest, wenn ich brechen muss? Ach ja, dieser “ Anbau“ ist mitten im Schlafraum und die Tür lässt sich nicht richtig schließen.

Ja, dieser Weg ist schon ein Abenteuer. Irgendwie bewegt man sich immer zwischen Extremen.

Und trotzdem bin ich glücklich❣ Wer weiß, was der Tag morgen bringt?!

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20 km in 7 Stunden ❤️❤️❤️

Ich bin so stolz, so stolz, so stolz auf mich❤️ Heute hatte ich die Wahl zwischen zwei Wegen. Der eine führt die ganze Zeit an der Strasse entlang und Hape Kerkeling hat ihn schon als nervig und gefährlich beschrieben. Der andere wird als „Camino duro“ beschrieben, übersetzt heißt das der „harte Weg“! Dieser Weg reizte mich besonders.

Nach einer wundervollen Nacht und köstlichem Frühstück- frische Früchte und Porridgee, ging es gut gestärkt los. Zunächst bin ich, oder besser Christa (Finnland ?) und ich 5 km ins nächste Dörfchen gelaufen ( Villafeanca del Bierzo) und haben erst einmal Kaffee getrunken.

Dann kam die Entscheidung für den „harten“ Weg. Was für eine gute Wahl. Das, was manchmal bequemer scheint, ist nicht immer die beste Entscheidung. Dieser Weg war voller Geschenke. Er ging wirklich 1 km heftig bergauf- ich würde sagen, heftig atemlos und nassgeschwitzt bergauf ? Ich bin mir sicher, dass dabei mächtig viele Endorphine frei werden. Anders kann ich mir meine euphorischen Glücksgefühle kaum erklären. ?

Diese Aussicht entschädigt mich für jede Schweißperle, die nicht nur durch mein Gesicht rann. ?
Diese klare Luft und diese würzige Luft, oh wie ich es liebe. Ich kann mir vorstellen, dass für jeden Menschen, der im Burn out oder einer leichten Depression steckt, dieser Weg ( ich meine den Camino) für nur ein oder zwei Wochen wie Medizin wirkt. Ich kann es wirklich von Herzen empfehlen. Es ist so unbeschreiblich großartig ❣❣❣

Es ging wirklich kontinuierlich bergauf und dabei hatte ich eine Erkenntnis. “ Es ist eine Frage der Haltung, ob wir etwas als Last empfinden!“ Ich trage nun seit 4 Wochen alles was ich habe, auf meinem Rücken. Ich bin mir nicht ganz sicher, wieviel Kilo mein Rucksack inklusive Wasser und Verpflegung wiegt, aber ich denke, es müssten so um die 12-13 kg sein. Gehe ich aufrecht und habe eine dankbare, aufrechte  und freudige Haltung, merke ich das Gewicht kaum! Und trotzdem trage ich es❣ Gehe ich nach vorn gebeugt, mit Gedanken wie: „Ich kann nicht mehr, Es ist so schwer, Ich schaffe das nicht“, dann spüre ich den Rucksack doppelt so schwer. Sobald ich mich aufrichte, spüre ich meine Kraft und es wird unmittelbar leichter. Es ist wirklich eine Frage der inneren, wie auch äußeren Haltung, wie ich meine „Last“ wahrnehme und trage.

Und nichts desto trotz, ist es auch wichtig eine Rast einzulegen. Diese war wohl eine meiner schönsten. Christa und ich haben mein Siestadeckchen direkt auf dem Weg ausgebreitet mit Blick in die Landschaft.

Und Schuhe und Socken ausziehen führt mich wirklich in paradiesische Zustände ?


Immer wieder kam ich an verbrannten Bäumen vorbei. Anscheinend haben hier ganze Wälder gebrannt. Die Bäume waren pechschwarz und sahen irgendwie gespenstisch aus.

Es gab auch Momente heute auf dem Weg, da habe ich mich wie ein Gast gefühlt. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll?! Ich war erfüllt von einem tiefen Respekt und auch von Dankbarkeit , an diesem magischen Ort zu sein. Ich fühlte mich beobachtet und gesehen. Da ich in Stille dort durchging, war ich kein Störenfried, sondern wurde wohlwollend betrachtet. Das war auf jeden Fall mein Gefühl. Auch heute war der Abstieg wieder ziemlich heftig. Ich habe mir wieder vorgestellt, meine Füße küssen den Boden, Mother Earth, und ich habe Kraft bekommen. Schritt für Schritt, in Ruhe. Take it easy, honey ❤️

Jetzt bin ich wieder in einer herrlichen Herberge im Doppelzimmer mit Christa und ich bin glücklich und stolz wie Bolle. Wir sind uns einig, das wir die Helden des Tages sind ?Und wir sind uns einig, dass dies am Porridgee heute morgen lag.


Isabella, Christa, Elvira und ich vor dem „Supermarkt“ .

Schwül, staubig und eine Templerburg


Heute habe ich ein wenig geschummelt und bin mit drei weiteren Pilgern mit dem Taxi bis Ponferrada gefahren. So habe ich mir und meinen fleißigen Gelenken und Füßen den Abstieg erspart. Heute morgen hatte ich zum ersten Mal heftig Muskelkater.

In Ponferrada steht eine Burg die im 12/13. Jahrhundert von den Templern erbaut wurde. Sie sollte den Pilgern den Weg und die Überquerung über den Fluss Sil sichern. Der Tempelorden wurde 1118 von Kreuzrittern in Jerusalem gegründet. Die Templer waren Ritter und Mönche zugleich. Sie machten sich den Schutz der heiligen Stätten und Pilger zur Aufgabe. Natürlich wurden sie der Kirche zu mächtig und diese fand Wege, Ihnen Satanskult und Hexerei vorzuwerfen.

Heute waren die ersten 12 km wirklich nur Kilometer gehen. Es war irgendwie schwül und drückend und das Gehen war dadurch sehr beschwerlich. Außerdem verlief der Weg hauptsächlich auf Asphalt, was das Ganze auch nicht besser machte. Mein Fehler war, dass ich 15 km keine Pause machte, ganz schön blöd von mir! So lief ich dann völlig verschwitzt ins erste Restaurant ein. Auf die Frage, wie man mir helfen könnte, sagte ich: Ich brauche etwas zu essen, zu trinken und eine Toilette. ? Sitzen, wie wundervoll! Toilette, ein Traum! Schuhe aus, ich war im Himmel! Es gibt einfach so Momente, da geht nichts mehr! Nach dieser Pause  ging es mir um längen besser. Das Foto habe ich unterm Tisch gemacht ?


Die letzten drei Kilometer wurde es endlich auch Landschaftlich schöner. Es ging durch Weinberge.

Ich bin heute durch ein großes Tal gewandert, welches von Bergen umgeben ist. Soweit ich es verstehe, geht es morgen wieder hoch. ?

Ich bin mit drei ! anderen Pilgern ( USA, Christa aus Finnland-sie habe ich schon vor Tagen kennengelernt ,  Frankreich ) in einer absolut schnuckeligen Herberge gelandet. Hier wird vegetarisch gekocht!!! Wunderbar! Aus irgendeinem Grund sind heute 14 Betten frei geblieben, ich finde das richtig gut!! Die Herbergsmutter kommt aus London und ist einfach super herzlich und nett. Sie ist von Februar bis Oktober hier.


Das Dörfchen besteht nur aus geschätzten 7 Häusern und einer Unmenge an Kirschbäumen. Sehr lecker – ich habe genascht. ?


Nach einer herrlichen Nacht , bin ich nun schon wieder seit einer Stunde unterwegs.

Es geht nun wirklich durch eine herrliche Landschft. Ich bin mitten im Weinanbaugebiet. Traumhaft❣Und es geht ordentlich hoch und runter ?

Nur noch 222 km


Es ist 20:15 Uhr und ich liege schon wieder im Bett, nach einem ereignisreichen, wunderschönen Tag. Es ist schon lustig, zwischen acht und neun verschwinden alle in ihren Schlafsäcken. Draußen ist es dann noch taghell.

Heute morgen habe ich den höchsten Punkt meines Weges erreicht 1517m. Zum Teil hingen die Wolken in den Bergspitzen.

Ich bin zum Cruz de Ferro gelaufen. Es ist ein absolut symbolträchtiger Punkt. Es ist ein 5 m höher Eichenstamm auf dessen Spitze ein Eisenkreuz thront.

Es ist eine über tausendjährige Tradition der Pilger dort einen Stein abzulegen. Es ist ein symbolisches Zeichen für das Ablegen innerer Lasten. Die Stimmung dort ist sehr andächtig und magisch.


Was könnten die Steine alles erzählen, würden wir sie sprechen hören?! So viele Wünsche, Ängste, Hoffnungen würden ununterbrochen geflüstert.  Ob sich die Ängste und Probleme in hunderten von Jahren wohl sehr verändert haben?


Ganz langsam ging es gefühlt noch ein Stück höher.

Meterhohe Heide und Ginster säumten oft den Weg. Die Luft roch so herrlich würzig.


Kleine Pause mit wundervollem Ausblick. Ich habe versucht, alles zu inhalieren, in jede Pore meines Seins aufzunehmen. Und doch weiß ich doch über die Vergänglichkeit des Augenblicks. Ich bin eine richtige Bergziege. Diese Seite kannte ich noch gar nicht von mir. Mein Gott, wie schön ist deine Schöpfung ❣


Auf dem Weg nach unten kam ich bei Tomás vorbei. Eigentlich wollte er vor Jahren nach Santiago, ist aber dann an dieser Stelle in den Bergen hängen geblieben. Er lebt dort in der Tradition der Tempelritter und versorgt Pilger. Das ist schon ein ganz spezieller Ort.


Kurz nach diesem Ort fand ich folgendes. Ein kleiner Stand mit Obst, wovon man sich einfach etwas nehmen konnte, gegen eine Spende.

Der Abstieg hatte es ganz schön in sich. Der Weg bestand meist aus Geröll und war sehr steil. Das forderte absolute Konzentration und ging heftig auf die Gelenke. Runter gehen macht mir nicht so viel Spaß. ?

Nach 13 km habe ich ein ganz kleines altes Dorf erreicht, es heißt Mesón El Acebo.

Diesmal bin ich in einer recht neuen Herberge, die auch Berghotel ist, untergekommen. Saubere acht Bettzimmer mit Aussenpool. ??

Was für ein herrliches Körpergefühl ❣❣❣ Ich habe es genossen.

Hoch und höher

Heute bin ich auf 1424 m aufgestiegen. Die Landschaft und auch der Weg waren im wahrsten Sinne so atemberaubend, dass ich gaaaanz viele Fotos gemacht habe. Dabei kann ich so herrlich stehen bleiben und verschnaufen. Also, zurück zum Anfang.

Der Weg begann mit verwunschenen Eichenwäldern, durchsetzt mit weißem und gelben Ginster. Auch hier wächst immer wieder wilder Lavendel und wunderschöne andere Blumen. Nach 10 Minuten hat sich heute eine Blase gemeldet, direkt unterm Fuß. Also, anhalten, Schuh und Strumpf aus und direkt behandeln. Ansonsten wächst und wächst so eine Blase. Sie entstehen einfach durch das Laufen jeden Tag, mit der üblichen Reibung hat das nichts zu tun.

Viele, viele Meter entlang des Weges haben Pilger, wohl schon seit Jahrzehnten, Holzkreuze in den Zaun gebastelt. Eins übers andere hängt dort in allen Größen. Das hat schon eine besondere Ausstrahlung.

Mit einem Mal war der Ginster nicht mehr gelb, sondern weiß. Ich rieche ihn jetzt noch, wenn ich die Fotos sehe. Es ist ein Geruch, ein bisschen nach Zitrone- Rose und Jasmin. Hmmmmmm❣

Ab jetzt wurde es richtig steil.

Hier war richtig Konzentration gefragt. Jeder Schritt muss sitzen, umknicken wäre blöd. Und zwischendurch noch Landschaft  gucken und genießen.

Zwischendurch floss auch ein Bach mitten auf dem Weg! Ich bin froh, dass es heute trocken war. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht nett ist, diesen Weg bei Regen zu gehen. Alleine heute waren zwei “ Grabstätten“ am Wegesrand. So etwas sieht man hier immer wieder. Der eine oder andere Pilger  beendet sein Leben auf dem Camino.


Und noch mehr Wegbilder?

Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wieviel Wasser hier runter geflossen ist, um den Weg derart auszuhöhlen. Aber ehrlich, mir hat das kraxeln richtig Spaß gemacht.

Ganz langsam, Schritt für Schritt❣

Und dieser zauberhafte Geselle lief mir auch über den Weg.

Das Dorf in dem ich heute schlafe heißt Foncebadón. Wirklich auffällig hier sind die vielen zerfallenen Häuser.

Im 11 Jahrhundert gründete ein Eremit in diesem Dorf eine wichtige Pilgerherberge. Bis zum Jahr 2000 lag dieser , einst wichtige Ort zu Ruinen zerfallen und verlassen da. Erst seit 2000 wird dieser Ort wiederbelebt von einigen Idealisten. Eine Familie hat hier ein wunderschönes Restaurant eröffnet im keltischen Stil. Mama steht am Herd und kocht wahre Köstlichkeiten ❤️

Danach musste ich Siesta im Gras machen.

Und dabei habe ich direkt einen neuen Freund gefunden. ?Soviel zu meiner Angst vor Hunden. Nebeneinander liegend haben wir beide ein Nickerchen in der Sonne gemacht.

Draußen ist es inzwischen richtig kalt und heftig windig. Es klappert und stürmt ums Haus. Blöd, dass die Toilette mal wieder außen ist. ? Morgen früh soll der Tag mit 6 Grad beginnen und dann auf 21 Gead hoch heizen. Ich liege jetzt komplett angezogen im Bett in meinem Schlafsack und darüber liegt noch eine Decke.

Es geht noch früher


Nach der letzten Nacht und den vollgeschissenen 8 Toiletten, habe ich würgend um 6:00 Uhr die Flucht ergriffen. Ich habe einfach auf ein Café gehofft, das mit Café con leche , Frühstück und Wc erste Nothilfemassnahmen anbot. Habe ich bekommen, nach 4,5 km. Und meinen ersten Sonnenaufgang hier gab es gratis dazu. Early Bird ❣

Meine beiden netten Schwedinnen traf ich auch beim Café wieder, wir sind jetzt in einer Herberge.

Durch den Schlafmangel war der Körper einfach nicht fit. Ich habe jedes Café für eine Pause genutzt. Es heizte auch wieder ordentlich hoch, sodass mein Körper bei 13 km nicht mehr weiter wollte. Ich hatte ihm ja versprochen, auf ihn zu hören, also habe ich mir eine nette Herberge gesucht. Ob die Nacht ruhig wird, weiß ich erst morgen.


Auf jeden Fall, ist dieser Ort ganz bezaubernd.

Astorga, Schweiß und Schnarchen


Gestern ging es früh los. Um 7:00 Uhr war ich schon unterwegs und es einfach herrlich, dabei zu sein, wenn ein Tag erwacht. Das Laufen fällt mir tatsächlich immer leichter, zumindest gibt es zur Zeit keinen Schweinehund mehr ?Die Landschaft beginnt sich zu verändern. Es wird immer hügeliger und es gibt auch immer mehr Bäume. Ich habe festgestellt, dass ich hier sehr gerne Bergauf gehe. Ich bin über mich selber erstaunt. Es macht Spaß oben anzukommen und es macht mich auch stolz, es geschafft zu haben. Ich bin immer gespannt, was für ein Ausblick als nächstes kommt.

Es fazienierd mich auch, durch wieviel verschiedene Landschaften ich nun gelaufen bin und auch bewusst zu erleben, wie sie sich langsam wandeln. Die Berge kommen nun jeden Tag näher. Übermorgen müsste ich den höchsten Punkt von 1500 Metern erreicht haben. Das Laufen durch die aufsteigende Hitze ist wirklich heftig anstrengend. Man steht wirklich im eigenen Saft, auch in den Schuhen. ? Da heißt es dann nur noch trinken, trinken und trinken. Und mitten in der Pampa gibt es dann solch kleine willkommene Oasen.

Manche, wie auf dem oberen Bild funktionieren ausschließlich auf Spendenbasis❣Der junge Mann hinten links scheint dort zu leben. Nach dieser traumhaften Landschaft öffnet sich dann plötzlich der Blick auf Astorga.

Dort stand José und nahm mich direkt in Empfang. Er ließ meine Hand gar nicht mehr los und sagte immer wieder: Gott segne dich ? Bitte in Santiago für ein starkes Herz für mich. ❤️ Sooooo nett, der José! Ps: Wie ihr seht, wird die Möglichkeit des Abnehmens auf dem Camino etwas überwertet. Ich bin noch im Muskelaufbau ?

Die nächste nette Begegnung wartete nur wenige Meter weiter. Ein Mann begrüßte uns mit seiner Gitarre und sang ein Pilgerlied auf spanisch.


Wirklich völlig fertig und nassgeschwitzt und auf dem letzten Loch pfeifend kam ich in Astorga an. Selbstverständlich liegt dieser Ort auf einem Hügel.


Auch diese Stadt ist sehr alt und hat eine Kathedrale und einen Gaudípalast. Früher, zu Zeiten der Römer, war Astorga sehr bedeutend.


Meine Pilgerherberge befand sich in einem 300 Jahre alten Adelshaus. Adel kam nicht so rüber, aber 300 Jahre schon, so wie da alles gequietscht hat! Ich war mit weiteren 39! Pilgern in einem großen Raum unterm Dach untergebracht. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie warm es im Dachstuhl wird und das noch zu 40  schwitzenden Menschen. Es war schrecklich. Nur gaaaanz langsam kühlte es sich etwas ab, dafür ging dann das Schnarchkonzert los. Und wenn ich dann mal eingeschlafen war, drehte sich die Frau über mir im Bett um und es fühlte sich an, wie auf hoher See!! Nach dieser durchwachten und verschwitzten Nacht, gingen dann um 5:00 Uhr die ersten Wecker. Gut, dass die Pilgerstäbe unten standen, die lassen sich bestimmt ganz wunderbar als Waffen missbrauchen. ?


Meine Herberge!