Santiago und Regen kann so schön sein 💦

Der letzte Walk heute. Die letzten 16 km. Irgendwie ein besonderes Gefühl, alles viel bewusster. Ich weiß, heute werden für dieses Abenteuer ein letztes Mal die Füße getapet, ein letztes Mal der Rucksack auf diese besondere Weise gepackt. Nicht alles reinstopfen, sondern alles Schwere körpernah, damit er sich gut tragen lässt.

Und noch etwas ist anders heute. Es regnet! Nicht in Strömen, nein, es ist dieser leichte Sprühregen.

Endlich weiß ich, dass es doch sinnvoll war, mein Regencape und die Regengamaschen all die Kilometer mit mir rumzutragen. Ich hatte schon überlegt, sie zurück zuschicken. Der Regen macht mir überhaupt nichts aus. Ich weiß schon aus Erfahrung, dass ich gut bei diesem Wetter laufen kann. Lustig ist, dass ich irgendwann nicht mehr unterscheiden kann, ob mein Gesicht vom Regen oder doch vom Schweiß nass ist. Ich denke beides, es schmeckt salzig 😂

Für mich ist Regen ein Himmelsgruss. Es gibt genug geliebte verstorbene Menschen und Katzen, die mir auf diese Weise einen guten Weg wünschen könnten heute.

Ich finde, wenn ich genau hinschaue, kann Regen sehr sehr schön sein. Letztendlich entscheide ich, ob ich “ das Wetter“ ganz schlimm finde, oder eben nicht.

Heute setzte ich jeden Schritt bewusster, in dem Wissen, dass jeder Schritt mich meinem Ziel näher bringt und eben auch etwas zu Ende geht.

Ich fotografiere viel mehr und mein Mann bleibt jedes Mal geduldig stehen. Meist läuft er hinter oder neben mir. Er spürt inzwischen schon die ersten Zeichen, dass ich gleich stehen bleibe. Wir sind ein richtig gut eingespieltes Team. Anfangs gab es noch ein paar “ Auflauf- Unfälle“. 😂 Immerhin ist er ja auch um ein vielfaches gewichtiger, mit seinem Rucksack. Da bremst man nicht so schnell ab.

Heute ist es nicht kalt und ich entscheide mich gegen die Hosenbeine an meiner Zipphose.

Allerdings kommen die Regengamaschen an die Waden. Ich bin ganz begeistert von Ihnen. Sie hatten schon des Öfteren ihren Einsatz bei meinem letzten Camino. Sie schützen die Hose oder die Unterschenkel vor Schmutz und Regen. Anders als eine Regenhose, beengen sie aber nicht und lassen mir noch genug Luft.

Und jetzt noch mein Schlumpfregencape. Auch so eine praktische Sache. Es ist so gearbeitet , dass der ganze Rucksack und die Claudia darunter passen. Eigentlich ist es ein ein- Frau- Zelt 😂. Bei meinem ersten Mal brauchte ich Hilfe beim Anziehen. Ich stand in der Landschaft und es war total windig. Ich steckte in der blauen Folie und fand den Ausgang für meinen Kopf nicht. Ich hatte schon Beklemmungen. Gott sei dank fanden sich ein paar hilfreiche Hände. Heute kann ich es schon alleine. 😊

Obwohl es jetzt nicht mehr weit war, wurde nicht der kürzeste Weg in die Stadt gewählt. Die Markierungen führten uns durch Wälder, Felder und durch kleine Dörfer. Auch wenn es sich anfühlte, als würden wir einen großen Umweg laufen, so war es Landschaftlich fast immer schön und entspannt.

Und dann kam die Stadt näher. Es ist eine ganz eigene Stimmung, langsam in eine Stadt zu laufen. Alles wird irgendwie enger, dichter und unruhiger. Bei Kilometerstein 6,60 km habe ich in der Ferne das erste Mal die Türme der Kathedrale erahnt und geweint. Ich kann kaum in Worte fassen, wie bewegend das ist.

Da ist sie. Kannst du sie sehen? Jetzt sind wir ganz nah dran. Ich grinse schon seit vielen Kilometern von einem Ohr zum anderen und gleichzeitig laufen mir die Tränen über die Wange. Ich bin so glücklich, dass mir viele Menschen entgegen strahlen. 😁

Mir ist das ja ein bisschen peinlich mit der Heulerei, aber so bin ich nun mal. Wenn mich etwas tief berührt gibt es Gänsehaut und Tränen und Lachen.

Und mit einem Mal sind wir angekommen. Stehen mitten auf dem Platz vor der Kathedrale. Es ist total unwirklich. Geschafft! Wir haben es geschafft. Ich habe ein regelrechtes Feuerwerk in mir. Lauter Glücksraketen zünden in mir. Ich lache laut, Jubel und weine.

So viele Menschen stehen und sitzen um uns herum. Auch sie sind gerade angekommen und kosten diesen besonderen Moment aus. Immer wieder sehen wir Menschen, die wir auf dem Weg getroffen haben. Wir umarmen uns.

Wir legen uns mitten auf den Platz, so dreckig und nass-geschwitzt, wie wir sind.

Offensichtlich sind wir ein beliebtes Fotomotiv . Immer wieder bleiben Leute stehen, um die echten Pilger zu fotografieren. Sogar ein japanisches Paar ist ganz aus dem Häuschen. Beide erfüllen total mein Bild von Japanern. Er mit seinem dicken Fotoapparat um den Hals und sie glücklich kichernd hinter uns, den Arm um uns gelegt. Jetzt ist sie auch mit auf dem Bild und ein Teil des Jakobswegs. Und wir lassen uns demnächst in Japan anschauen. „Kicher – Kicher“.

Irgendwann gehen wir unsere Compostela abholen. Dafür stehen wir 1 1/2 Stunden mit glücklichen zum Teil geduschten und ungeduschten Pilgern an. Menschen aus aller Herren Länder, die alle ihren individuellen Weg gegangen sind und alle auf ihre Art angekommen sind. Vor drei Jahren stand ich schon mal hier. Dieses Mal ist es anders. Dieses Mal steht der Mann neben mir, den ich über alles Liebe. Wir sind den Weg gemeinsam gegangen. Und wir durften erleben, wie sehr wir im Einklang miteinander sind. Schritt für Schritt. Er ist mein Fels in der Brandung. Ehrlich gesagt, war ich mir vorher nicht so sicher, ob dieser Weg harmonisch verlaufen würde. Aber wir haben die Feuertaufe bestanden. Wir sind so verschieden, dass wir uns wunderbar ergänzen.

Jetzt gibt es neue Pläne. Eine Christina lag neben uns auf dem Kathedralenplatz. Sie hat uns von einem Weg erzählt, der durch Italien verläuft. Er startet in Florenz und geht Richtung Rom.

Wenn ein Ziel erreicht wird, dann endet etwas. Aber gleichzeitig beginnt auch etwas Neues.

Wir hören voneinander. Dann vielleicht aus Italien.

Ich möchte dir von Herzen danken, dass du mich und uns auf diesem Weg begleitest hast. Ich weiß von einigen, dass meine Worte sie so inspiriert haben, dass sie auch den Camino gehen werden. Das lässt mich strahlen. Andere haben mir Nachrichten geschrieben und mich ermutigt, ein Buch über diesen Weg zu schreiben. Danke dafür. Ich werde ein Ebook schreiben, wenn wir wieder zu Hause sind. Ich danke euch Lesern, ich danke meiner Mutter für Ihre liebevollen täglichen Worte und ich Danke jedem Menschen, dem ich auf diesem Weg begegnet bin und mich mit seinem Sein bereichert hat. Heute Abend wird Geburtstag gefeiert. Ein Mitpilger wird 50 Jahre und hat uns eingeladen.

Gut geplant

So richtig geplant hatten wir ja die letzten Tage nicht. Gestern jedoch war uns klar, dass die heutige Vorletzte Etappe nur kurz sein würde. Ich kann nur sagen, Gott sei dank.

Ich bin einfach nicht der Typ für nur ein Kopfkissen und eine Bettdecke für beide, und das für beide auf engen Raum. Ich brauche die Freiheit, mich einschmeißen zu können und mein Kopfkissen zu knüddeln. Auf dem Foto sieht man nur die Zierkissen, darunter liegt die “ Wurst“ für beide. Carsten und ich waren so Rücksichtsvoll, dass wir beide so gut wie nicht geschlafen hatten. Als ich versuchte, heute morgen aufzustehen, war mir elend schwindelig. Na toll! Wie soll da ein Weg von nur 10 km klappen? Kalt duschen, viel Trinken und Bewegung hat dann etwas geholfen. Nutzt ja nichts.

Ein Besuch auf dem Markt, der wirklich richtig gut besucht war, hat mich dann auch gut abgelenkt. Und mit deutlich mehr Pausen als sonst, haben wir uns auf den Weg gemacht.

Es ging mal wieder an der Straße entlang, aber auch durch dörfliche Abschnitte.

Immer wieder trifft man hier auf diese Waschplätze. Wir könnten heute sogar eine Frau beobachten, die dort ihre Sachen wusch. Wie alt diese Plätze wohl sind?

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Gestern, als wir in der Kirche waren, um unseren weiteren Stempel zu holen, waren vor uns zwei Spanier. Sie hatten bestimmt einen Stapel von 40 Pilgerausweisen dabei, die dort ganz fleißig abgestempelt wurden. Es gibt hier einen regelrechten Pilger Tourismus. Das sind organisierte Busreisen von Hotel zu Hotel. Die “ Pilger“ werden an bestimmten Stellen rausgelassen, laufen mit ihrem Tagesrucksack ihre 5 km und werden dann wieder eingesammelt. Damit sie auch alle Stempel bekommen, scheint so ein fertig gestempelter Pilgerausweis mit im Angebot zu sein.

Ich finde das befremdlich. Vor allem dieses “ gekaufte“ Stempeln.

Ich habe mir die Tage Gedanken gemacht. Passiert übrigens täglich 😂 Ich glaube es gibt unter den Pilgern eine Pilgerhierarchie. Ganz oben ist die Spitze. Das sind die Pilger, die von zu Hause aus starten und mehrere Tausend Kilometer wandern. Ehrlich, da habe ich auch große Hochachtung.

Dann kommen solche wie wir. Wir laufen weit und mit dem ganzen Gepäck dabei. Für uns ist es eine Ehre ( die ab und an mal weh tut) den ganzen Rucksack zu tragen. Mit anderen Worten, die ganze Verantwortung, unser “ zu Hause“, alles was wir brauchen.

Dann kommen die, die aus welchen Gründen auch immer, ihr Gepäck in die nächste Herberge vorschicken. Oft stecken da Krankheiten hinter. Diese Pilger laufen aber auch die gesamte Strecke, wenn auch nur mit Tagesrucksack.

Tja, und dann gibt es eben noch die, von denen ich oben schrieb. Bei Ihnen ist alles organisiert. Die Reise ist komplett geplant. Es ist nicht immer leicht, nicht in die Verurteilung zu rutschen. Vorhallen dann nicht, wenn man auf dem letzten Loch pfeift. Aber letztendlich steht mir eine Verurteilung nicht im geringsten zu. Jeder hat seine berechtigten Beweggründe.

Heute sind wir in einer netten und einfachen Pilgerpension. Morgen laufen wir noch 15 km und dann stehen wir vor der Kathedrale. Ich merke gerade, dass mir bei dem Gedanken ganz anders wird. So schön ankommen ja ist, aber es signalisiert immer auch das Ende einer Reise. Und das macht auch traurig.

Selbstverständlich gibt es morgen oder übermorgen noch Fotos von Santiago. Ich freue mich schon riesig auf diese Stadt und ihre kulinarischen Verführungen 😋😋

Heute wird nicht mehr viel passieren. Ich werde gleich noch die Wäsche abnehmen und dann weiter chillen. Das ist so nötig heute.

Tag des Wassers

Heute hatte ich immer wieder den Satz im Kopf „Water cross the way „. Schon seit Tagen, aber vor allem heute, sind Bäche immer wieder mitten über oder neben dem Weg geflossen. Die Spanier lassen sich da einiges einfallen, damit die Pilger keine nassen Füße bekommen. Meist sind die Lösung intelligent gelegte Steine.

Schau selbst!

Hier geht es rechts über den dicken Stein

Relativ am Anfang sind wir durch einen Ort gekommen, der Caldas de Reis heißt. Schon die Römer, mit ihrer Liebe zum Baden, waren von diesem Ort ganz begeistert . Dort gibt es Thermalquellen.

Vielleicht sieht man es auf dem Bild nicht so gut, aber das Wasser dampft, weil es heiss ist. Ich habe es auch probiert. Es schmeckt weich und ein bisschen nach Pup. In dem Pilgerführer stand, man könnte hier seine Wasservorräte auffüllen. Das habe ich dann doch nach der ersten Verkostung gelassen 😂

Habe ich dir schon von meiner Begeisterung erzählt, was die Eukalyptusbäume angeht? Dieser Geruch, diese Ausstrahlung? Ok, ich habe schon. Aber was ich dir noch nicht erzählt habe, ist ihre ganz besondere Begabung. Das ist nämlich so: Ganz oft habe ich die Filmmusik von 9 1/2 Wochen im Kopf. Ich meine diese sexy Szene, wo Kim Basinger auf diesem Stuhl sich so nett rekelt. Kennst du die? Ok, ich schweife ab. Also, zurück zu den Eukalyptusbäumen. Sie lassen ihre Rinde in Streifen fallen und machen sich regelrecht nackig. Ich habe dann immer diese Melodie im Kopf. Es ist wie ein Striptease. Ich könnte mich jedes Mal beömmeln.

Und das hier ist auch eine ganz lustige und alltägliche Szene. Kannst du erraten, um was es geht?

Genau, Carsten wartet und beschützt meinen Rucksack. Und ich verschwinde in die Büsche. Erstaunlich, dass man überhaupt noch pinkeln muss, wo man doch so dolle schwitzt.

Und jetzt erzähle ich dir noch von meinem Lieblingsanschnitt heute.

Wir sind relativ lange durch einen wunderschönen Wald gelaufen. Dort wuchsen ganz viele Eichen und Farn. Der Wald bildete regelrecht einen Tunnel. Die Atmosphäre war irgendwie sanft und friedlich. Es war ein bisschen, wie bei “ Herr der Ringe“. Die Hobbits, die zunächst ganz unschuldig, ohne jede Bedrohung in dieser zauberhaften Natur lebten. So fühlte ich mich. Ganz frei von Angst, so dass ich alles genießen konnte. Keine wilden Tiere, keine Wegelagerer oder Orks. Nur Schmetterlinge, Eidechsen, Vögel und Pilger. Selbstverständlich ist das nicht! Da gab es bestimmt in der Vergangenheit auch andere Zeiten.Dieser Weg ist ja schön sehr sehr alt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es damals so ungefährlich war, ihn zu gehen.

Die Landschaft ist zwischendurch so zauberhaft schön. ❤️ Die schönen Strecken überwiegen eindeutig.

Inzwischen sind wirklich viele Pilger unterwegs. Anfangs waren es sehr viele deutsche. Jetzt sind es mindestens noch mal so viele Spanier, Italiener, Amerikaner…

Manchmal ist es ein wenig zu viel. Es kommt vor, dass wir ganz allein unterwegs sind. Und dann drehe ich mich um, und plötzlich sind ganz viele Pilger hinter uns. Alle natürlich in eine Richtung laufend.

Santiago kommt immer näher. Wer die letzten 100 km zu Fuß läuft und das mit zwei Stempeln täglich beweißt, dem werden in Santiago alle Sünden vergeben. Wenn das keine Motivation ist. 😇

So sieht mein Pilgerausweis inzwischen aus.

Kannst du Berge im Hintergrund erkennen?

Und überall wird Wein und Gemüse angebaut.

Wir sind auch heute wieder so lange gelaufen, wie wir Lust hatten und das waren schon wieder 21km. Theoretisch könnten wir morgen , also Sonntag in Santiago ankommen, also die 25 km durchlaufen. Das wollen wir aber nicht. Dann wären wir einfach viel zu früh dort. Geplant war ja Dienstag. Jetzt teilen wir die restlichen Kilometer in zwei Teile und haben Montag unseren großen Tag 😄Wir haben heute eine zusätzliche Nacht in Santiago gebucht.

Der weitere Weg, der in die Stadt führt, verläuft über den Fluss Ulla.

Auf der anderen Seite der Brücke steht eine große Fabrik. Dort wird die hier bekannte Leche condensade – gezuckerte Kondensmilch hergestellt. tel.

Eine kleine leckere Sünde: Café Bombon. Das ist diese gezuckerte Milch mit Espresso drauf. 😋 Schmeckt wie ein Nachtisch

Jetzt sind wir in Padrõn.

Kommt dir der Name bekannt vor? Die Pimientos de Padrõn ( die grünen gerösteten Paprilaschoten) haben hier ihren Ursprung. Das ich je durch diesen Ort laufen würde, geschweige denn, dort schlafen, hätte ich nie gedacht. Die kleinen grünen Schoten sind wirklich lecker.

Dieser Ort, wie sollte es anders sein, ist schon ewig alt. Der Jakobuslegende nach, wurde an dem Stein Pedrõn das Boot des Apostels befestigt, dass mit seinen sterblichen Resten im 1. Jahrhundert von Jaffa ( Palästina) kam. Anschließend wurde der Leichnam des Heiligen Jakobus mit einem Ochsenkarren nach Santiago gebracht.

Dummerweise habe ich vergessen, die Jakobuskirche zu fotografieren.

Dafür zeige ich dir hier das ehemalige Karmeliterkloster aus dem Jahr 1752.

Es liegt über der Altstadt und bietet eine herrliche Aussicht über die Altstadt. Heute wohnen hier Dominikanermönche.

Es gibt hier eine Promenade mit Platanen gesäumt, an der jeden Sonntag Markt ist. Dort werden Waren jeglicher Art angeboten. Backwaren, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Blumen, Kleidung, Schuhe und vieles mehr. Und das, seit dem Mittelalter! Sie heißt O Epsolón und wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Mich beeindruckt dieser Gedanke, dass schon im Mittelalter hier Waren angeboten wurden und das so lange an einer Tradition festgehalten wird.

Heute mit Pool

Heute sind wir ohne direktes Ziel aufgebrochen. Ja klar, wir haben ein langfristiges Ziel, und zwar Santiago, aber ich meine das Kurzfristige.

Wir wollten einfach schauen, was unser Körper uns sagt. Ich dachte heute morgen, nach dem Aufstehen, dass 10 km eigentlich reichen würden. Der Motor lief nicht so rund und ich bin schon mit Musik gestartet, um irgendwie meinen oder überhaupt einen Rhythmus zu finden. Heute brauchte es etwas und die ersten Kilometer waren schwerfällig.

Der Weg war auch nicht so besonders spektakulär, er hatte keine Oooh’s und Ahhh’s.

Nach der ersten Pause war ich dann drin, und ab da schnurrte der Motor.

Als wir dort saßen, sind wir zwei Pärchen aus Singapur begegnet. Sie wandern, fahren Bus oder Zug und sind auch auf dem Weg nach Santiago. Das habe ich zumindest verstanden. 😄 Solche Unterhaltungen finden meist in englisch statt. Oder besser Denglisch 😂 Am besten kann ich mit denen reden, die auch nicht so gut englisch sprechen. Wir verstehen uns mit Händen und Füßen. Überhaupt ist das witzig mit dem Verstehen. Gestern haben wir zwei Spanier unabhängig voneinander getroffen, und sie haben uns einen Weg erklärt. Es ging darum, dass wir gestern zwischen zwei Wegen wählen konnten.

Der eine führte am Fluss entlang – viel Schatten. Der andere ging die Straße entlang- wenig Schatten. ( na klar sind wir am Fluss entlang 😎) Beide sprachen spanisch und beide haben wir verstanden. Nicht wörtlich, aber irgendwie auf einer anderen Ebene. Kennst du das auch? Bestimmt!

Und da stand wieder einer! Mitten im nirgendwo und verkaufte Eis. Eis !!!! In der Mittagshitze! Ein Traum und seinen überteuerten Preis von 2€ absolut wert.

Und soooo erfrischend!

Der Weg ist wirklich immer wieder fantastisch ausgeschildert. Immer schön den gelben Pfeilen folgen.

Es kommen uns hier auffällig oft Pilger entgegen. Das war damals eher selten. Ich habe da ja meine ganz eigene,vielleicht etwas weibliche Theorie. Wenn man nach Santiago läuft kommt die Sonne meist von rechts. Also wird man eher rechts, wenn auch nur Ausschnittsweise, braun. Geht man den Camino zurück, dann wird man auch links braun. Ist doch logisch, oder. Ok, im Ernst, manche machen den Weg als Rundweg. An der Küste hin und innen zurück Habe gerade ein Dejavu , hatte ich das schon erzählt?

Die nächste Pause. So ein alkoholfreies Bier lädt den Akku wieder auf. Und das 40 km vor Santiago. Könnten wir mit dem Auto in 35 Minuten schaffen. 😊

Für uns sind es 10 km länger. Ich denke für die Pilger gilt nicht die Strecke bis zur Stadtgrenze, sondern bis zur Kathedrale.

Die zweite Hälfte des Weges ging vor allem an Weinstöcken vorbei. Nett, aber fast kein Schatten. Da tut so eine Wasserstelle einfach nur gut.

Und dann kommt die Versuchung. Nur noch 3 km von der heutigen Herberge entfernt( von Wahnsinnigen 21 heute!) und ich pfeife mal wieder auf dem letzten Loch.

Die absolute Verführung. Och, ein Taxi, sagt die eine Stimme. Zack, da sein und schnell duschen. Hmmmmm! Und dann die andere Stimme. “ Spinnst du?‘ Das ist ja voll peinlich! Vor der Herberge aus dem Taxi steigen. Womöglich noch an anderen Pilgern vorbei! Kopfschüttel!!!“ Ok, dann geht’s doch weiter und die Dusche kommt näher. Und heute auch der Pool. 😁

Ein Träumchen!

Die letzten vier Tage können wir es richtig ruhig angehen lassen. Ist nicht mehr weit. Etwas mehr als zu meiner Schwiegermutter nach Lüdenscheid. ❤️ Siegrid, vielleicht kommen wir ja mal zu Fuß vorbei. Ist ja landschaftlich auch schön, das Sauerland 😊

Salat Ernte ( Selbstverständlich nicht von uns)

So, jetzt lassen ich noch die Seele baumeln und die Wäsche trocknen.

Der Kilometerstein vor unserer Herberge.

Wo soll ich nur anfangen?

Heute war wieder einer dieser Tage. Einer, von den Besonderen 😄 Der Weg war grandios und irgendwie total kurzweilig. Dabei waren es heute 20 km bei über 30 Grad. Es war so herrlich abwechslungsreich, da fällt das Laufen leichter.

Als wir einen Berg in der gefühlten Pampa hochliefen, hörten wir Dudelsackmusik. Witzig oder?! Dudelsack im Wald. Und dann stand er da, der Spieler. Auf halber Höhe des Hügels, wo jeder sehr gerne anhält, weil einem langsam die Puste ausgeht. So kann man ganz unauffällig verschnaufen. Sehr geschäftstüchtig von dem Dudelsackspieler 😂Überhaupt sind die Spanier sehr erfinderisch, an das Geld der Pilger zu kommen. Und das meine ich nicht negativ. Hier gibt es eingemauerte Kühlschränke, wo sonst nichts ist. Mit eiskalter Cola oder köstlich kühlem Kitkat 😋

Oder Tische unter einem Baum, mit Kaffee, Bananen und kleinen Pilger Souvenirs. Für jeden was dabei. Aber ehrlich, es ist wirklich eine Win- Win Geschichte für alle. Da bleiben auch die Bananen gelb. Also, stell dir vor, ich trage die die ganze Zeit rum. Da kommt doch brauner Bananenbrei raus. Und Bananen sind eine fantastische Wegzehrung.

Ich muss dir noch unbedingt von diesem Teil vom Weg erzählen. Er ist so alt, dass man die Spuren von den Karren in den Steinen sieht. Ist das nicht faszinierend?

Kannst du es rechts erkennen?

Es macht richtig Spaß dort herzukrachseln.

Das ist übrigens Manuel. Auch einer von den geschäftstüchtigen und netten Spaniern mitten im Wald. Er verkauft voll süße selbstgemachte Schuh- Schlüsselanhänger. Ich konnte nicht Widerstehen. Und er hat einen besonders schönen Stempel. ( Stempel sind hier sehr wichtig! Erzähl ich ein anderes mal 😊) Darin steht “ Das Leben ist eine Reise! Genieße den Weg“ ❤️

Und das gibt’s bei ihm auch! Sonnenschutzmilch 😂

Und dann waren da noch die drei Männern auf den Pferden. Ist das schön?! Ich habe mich in eine andere Zeit zurück versetzt gefühlt.

Und das ist Lisa aus Lübeck, die in Wien lebt und weiß, wo Dortmund liegt. Und weißt du warum? Sie ist BVB -Fan.

Es ging Berg auf und Berg ab.

Über Brücken

Durch Dörfer

An Schnellstraßen vorbei

Und an einem traumhaft schönen Flüsschen entlang. Am liebsten wäre ich komplett durchs Wasser gelaufen. Ich glaube, dass hätte sogar funktioniert, tief war er nicht. Aber das kann Blasen machen. Daher Dusche ich auch nicht mehr morgens, sondern erst Nachmittags.

Aber jetzt muss ich dir unbedingt von dem speziellen Charme von Casa Alica erzählen, unsere heutige Herberge.

Ich denke, dass alles hier mindestens so alt ist wie ich. Alles hat so eine alt- kitschig- romantische Ausstrahlung. Ganz anders, als die letzte, sehr stylische Unterkunft. Aber nett! Also, alle Türen sind rot gepolstert und auf dem Flur ist auch rotes Licht. Ich glaube ja sehr, dass die Alicia das Gewerbe gewechselt hat. Ich vermute, dass das Geschäft mit den Pilgern lukrativer ist und Alicia vielleicht auch, wie diese Casa, in die Jahre gekommen ist. Ich glaube wirklich, hier könnte ich ein Buch schreiben. Die Wände erzählen Geschichten.

Bilde dir selber einen Eindruck

Und unser Zimmer

Durch die Tür, die nur halb auf ging, kamen wir mit Rucksack nicht durch. Es ging nur eins nach dem anderen.

Schick, oder?

Und jetzt noch zu dieser Stadt. Wir sind in Pontevedra. Auch wenn das Bett ruft, auf dem ich gerade liege. Wow! Es ist großartig hier! Ich würde so gerne noch bleiben.

Die Pilgerkirche. Carla sagt, sie ist in Form einer Jakobsmuschel gebaut.

Die Stadt pulsiert , vor allem ab 20:00. Die Plätze füllen sich mit schnatternden fröhlichen Menschen.

Am liebsten würde ich alles erkunden und mich ins Nachtleben stürzen. Aber die Füße haben das nicht verdient und der Körper braucht Ruhe. Wirklich zu schade. Es ist, als würde man einen leckeres Weinglas nur zur Hälfte, wenn überhaupt trinken. So schade! Hier, da sind uns Carsten und ich einig, würden wir gerne verweilen.

Ich könnte noch soviel heute erzählen, aber ich bin zu müde.

Ich habe noch keinen blassen Schimmer, wo es morgen langgeht oder welches Ziel wir haben. Ich glaube, ich schau mal gleich ins gelbe Büchlein.

Ich werde jetzt all diese schönen und vielfältigen Eindrücke des Tages mit in meine Träume nehmen und verarbeiten. Genau, wie dieses exzellente Abend“ Brot“ 😋 Das schafft dann Platz für den morgigen neuen Tag.

Bergauf und Bergabwärts

Der Weg heute war relativ unspektakulär. Wir haben vor allem Kilometer gemacht, die uns Santiago näher bringen. Jetzt sind es noch ungefähr 89 km. Das ist kürzer, als der Weg zu meiner Mutter in Deutschland. 😂 Beim letzten Camino war es so, dass ich auf der einen Seite meinem Ziel Santiago entgegen fieberte und andererseits mit jedem dahin schmelzendem Kilometer trauriger wurde. Mit erreichen des Zieles ist es ja vorbei.

Viel Strasse und oft hoch und runter. Auch wenn es bergauf anstrengender und wirklich schweißtreibender ist, so mag ich es doch lieber. Vorhin ging es wirklich steil bergab, also richtig richtig doll. Ich habe mir vorgestellt, wie das mit Flipflops gehen mag, oder so einer Plastiksohle. 😂 Bestimmt schneller. 🤕 Ich bin im Zickzackkurs runter, dann geht das nicht so auf die Gelenke.

Auf diesem Bild siehst du etwas ganz wichtiges, etwas, was es heute viel zu wenig gab. Na, weißt du was ich meine? Genau, den Schatten. Wir hatten heute bestimmt 30 Grad und diese, wenn auch kurzen schattigen Stellen, brachten mich Pin pure Ekstase. Ok, ich übertreibe ein wenig. Aber ehrlich, es tat soooo gut und dazu so ein kleiner Wind der den Schweiß kühl blies. Herrlich!

Oder dieser Ort hier, mitten im Wald

Da hatte ich mich auf einen großen Steintisch gelegt und die Füße nach oben gestreckt. Eine Wohltat!

So eine Stunde vor erreichen des heutigen Ziels habe ich mich in dieser Schattenlosen Hitze gefragt, warum ich das eigentlich mache?! Wieso verbringen wir unseren Urlaub in so einer Hitze, mit 10 kg auf dem Rücken durch Spaniens Landschaft laufend. Warum, um Himmels Willen, kein All inclusive auf Kreta? Hat doch auch was, oder?

Eine Antwort hatte ich nicht, aber dafür Phantasien. Ich, im Bikini, die Füße schon im feuchten, kühlen Sand, vor mir das blaue Weite Meer. Die Wellen brechen sich, herrlich kühl und ich schmeiß mich rein, in dieses wunderbar erfrischende Wasser. Die Welle bricht über mir zusammen- welch ein Spaß. Hmmmm!

Statt dessen dieser Asphalt, der die Hitze gerne zurück schenkt. Ok, es war eine Fantasie, aber ein bisschen hat es geholfen. Schwitz! 😅

Da kommt mir ein Spruch in den Sinn, an dem wir heute vorbei gelaufen sind. “ No pain, no glory „.

Hier gibt es übrigens Brot ( pan) Briefkästen, lustig ,ne?!

So etwas gibt es auch auf dem Weg. Zeichen, die für große Verwirrung sorgen. Vor allem dann, wenn alle weiteren Pfeile, die auf die Strasse gemalt sind, auch nach links zeigen. Umwege laufen kommt irgendwie nicht gut. Wir sind auch von gestern sensibilisiert. Denn da wurde bei dem Streckenabschnitt besonders darauf hingewiesen, dass die Pfeile manipuliert werden, damit der eine oder andere seine abgelegene Herberge voll bekommt.

Durch diese Irritation haben wir dann Josef aus Colorado kennengelernt. Sehr nett! Er hat und erzählt, dass es in Colorado gerade 7 cm Neuschnee gab. Kaum vorstellbar gerade für mich.

Hier gibt es extra Pilgerschilder – sehr nett.

Ich wollte dir noch erzählen, wie mein oder unser Tag so verläuft. Einen Wecker stellen wir uns nicht, wir sind wach, wenn wir wach sind. Das ist meist gegen sieben. In Spanien ist es acht, da hier die Uhrzeit eine Stunde später ist. So wie in Deutschland. Nach einer Katzenwäsche, ja, ich stehe dazu 😄 ( geduscht wird nachmittags, da lohnt es sich besonders) ziehe ich mich an, wahrscheinlich genau wie du. Der Unterschied hier ist, dass erst die Füße getapt ( wie schreibt man das?) werden, also alle Blasengefährdeten Stellen ( nein, nicht der ganze Fuß) und dann mit Hirschtalgcreme eingecremt werden. So ist der Fuß gut vorbereitet. Dann wird der Schlafsack und der Hüttenschlafsack eingepackt und dann der Rest, der so rumliegt, in die richtigen Säckchen verpackt. Das macht man, damit das Chaos im Rucksack nicht zu groß ist und alles geschützt ist. Ich neige trotzdem ein wenig zum Chaos. Ja Mama, ich weiß, das war immer schon so. 😍

„Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum suchen“ 😂 Wenn alles im Rucksack ist und die Flaschen mit Wasser gefüllt sind, geht’s auf Kaffee- und Nahrungsjagd. In der Regel ist das recht unkompliziert und selten mit weiten Wegen verbunden. Ja und dann geht’s los. Manchmal wissen wir, wie weit wir laufen möchten, manchmal ergibt es sich. So ist es auch mit der Unterkunft. Das eine mal haben wir am Vortag reserviert und ein andern mal, so auch heute, reservieren wir, während wir auf dem Weg sind. Da wir gerne immer ein Doppelzimmer haben möchten, ist das für uns sinnvoll. Mich entspannt es auch, wenn ich weiß, dass ein Bett und eine Dusche auf mich warten. Sonst laufe ich wie ein Duracell- Häschen und mache keine Pausen. Und dann sehe ich so aus! Fix und fertig!

Den Weg finden wir immer durch die Markierungen und die Herberge mit Carstens Technik. Wenn wir angekommen sind, heute war es 15:30 geht’s sofort unter die Dusche. Danach ist das Leben wieder schön 😊 Dann Rucksack auspacken und, wenn nötig, Wäsche waschen. Ein bisschen rumliegen ist jetzt auch paradiesisch. 😇 Als nächstes holen wir uns 5 l Wasser im Supermarkt und was es sonst noch so braucht. Dann geht es wieder auf Jagd, Restaurants ( der Ausdruck ist etwas übertrieben) gibt es genug. Danach ab ins Bett, dann ist es meist 21:00. Entweder schreib ich dann Blog oder ich habe das vorher schon gemacht, so wie heute.

Wir haben heute ein Appartement mit einem brasilianischen Ehepaar. Es ist blitzsauber hier und ich kann meinem Schlafsack eingepackt lassen. Der Ort heißt Redondela.

Ach ja, ich kann euch gerade leider nicht antworten. Die Technik lässt es nicht zu. Ich lese jeden Kommentar voller Freude 💋❤️ Eure Worte tun immer richtig gut und motivieren mich. Danke!!

Spanien

Spanien! Wir sind da. Wir sind einfach über die Grenzbrücke gelaufen und schwups waren wir in Spanien. Hört sich völlig unspektakulär an, macht aber trotzdem totale Gänsehaut. ( zumindest bei mir 😊) Wir sind jetzt in Galicien, im nordwestlichsten Teil von Spanien. Die Hauptstadt dieser Region ist Santiago de Compostela. Galicien wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten erobert, was man immer wieder merkt.

Das ist die Brücke 😊

Die Stadt Tui in Spanien ist ähnlich alt wie Valenca und musste sich vor den Angriffen der Araber schützen. Daher hat auch sie eine imposante Stadtmauer. Der historische Stadtkern ist total schön, aber auch sehr touristisch. Ich glaube, die werden da regelrecht abgekippt. Wie so Bienenschwärme. 🐝 😂

Ehrlich gesagt, waren wir froh, als wir aus dem Rummel raus waren. Der Weg der dann folgte, war einfach nur schön und sehr abwechslungsreich.

Es ging vorbei an Kiwifeldern. Ich wusste gar nicht genau, wie sie wachsen. Ich zeig dir mal eine Babykiwi.

Und dann ging es durch Felder und Wälder, vorbei an Bächen. Eine absolute Wohltat für alle Sinne. Vor allem der Schatten und die würzige Luft waren ein Genuss. Und die Abwechslung tat den Füßen gut.

Kurze Pausen können Wunder bewirken. 😊

Die Landschaft verändert sich sehr. Oft sieht man am Horizont schon die Berge. Soweit ich weiß, müssen wir da auch hoch. Ich glaube schon morgen.

Dieser Weg geht direkt neben dem Bach auf den Steinen entlang. Das mag ich besonders gerne. ❤️ Das hat so was ursprüngliches, so etwas einfaches, – nicht so, wie der rote Weg.

Aber es gab auch Wegstrecken direkt an der Straße entlang und über Autobahnbrücken. Gehört halt auch dazu.

Und jetzt zeige ich dir, wie so ein Paradies im nirgendwo aussehen kann. Nämlich dann, wenn man so richtig durchgeschwitzt ist und es über 10 km keine Einkehrmöglichkeit gab.

Und dort gab es leckeres alkoholfreies Bier und Oliven. 😋 Während wir dort saßen, konnten wir ein Pilgergespräch verfolgen. Also, heute ist Dienstag und Carsten und ich sind heute den 8. Tag unterwegs. Nur so für dich, als Information.

Also, sie , in Pink fragt: Und, wann seit ihr gestartet? ( Vorsicht! Fangfrage) Die andere antwortet: Dienstag! (Ich glaub, sie war ein wenig stolz. ) Sagt die Pinke: Wir am Donnerstag!!! ( Boah krass, fand ich auch) Der anderen entgleiten langsam die Gesichtszüge. Die Pinklady genießt den Triumph. Ja, wir laufen täglich so über 30 km. Und ihr so? Die andere: Meist um die zwanzig Kilometer. Das Recht uns aber auch.

Bestimmt hat sie sich nicht mehr getraut zu sagen, dass es nur 16 km sind.

Also Kilometer und Gewicht des Rucksacks sind hier große Themen. Also so richtige Loser- oder Angeberthemen 😂

Das ist übrigens ein ganz typischer Kornspeicher hier in der Region. Ich find die total hübsch.

Also, insgesamt ist es heute gut gelaufen. Wir sind etwa 20 km unterwegs gewesen und das Selbstverständlich in der Mittagshitze 😅 Irgendwann, so nach 15 km, spüre ich dann sehr deutlich die Erdanziehungskraft. Dann scheint der Rucksack irgendwie schwerer zu werden. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Das Hostel, indem wir heute sind, hat zwei Sterne. Einer mehr als gestern im Hotel. Wie die hier überhaupt an einen Stern gekommen sind, ist mir ein Rätsel. Vielleicht kann man die kaufen ?!

Allerdings merke ich auch, wie verwöhnt ich oder wir sind. Es gibt Orte, da wäre das hier ein Traum.

Ach ja, der Ort, in der unsere Honeymoon- suit heute liegt, heisst O Porriño.

Resümee am Ende des Tages: super Weg und Aua Füße

Eigentlich wollte ich….

…Dir von einen wunderschönen Tag schreiben, mit super tollen Erlebnissen. Aber, ich bin soooo müde ( es ist gerade mal 21:00) und so super toll war der Tag gar nicht.

Zunächst ging es wieder auf dem roten Weg weiter, der zwischendurch auch gelb war. Gut war, dass es heute immer mal wieder Schatten gab. Schlecht war, dass es immer Asphalt war. Das tut irgendwann den Füßen und auch den Gelenken weh. Statt Schuhe zu wechseln, habe ich verschiedene Einlagen mit. Ist fast so gut wie andere Schuhe anziehen und gibt dem Fuß neue Informationen. So auch heute. 😊 Trotzdem schmerzen und kribbeln die Füße jetzt ( könnte aber auch an der Stadtbesichtigung liegen. Die kam ja noch on Top)

Noch sind wir in Portugal. Morgen geht es dann aber direkt über die Grenze, in den Nachbarort Tui.

Hier sieht man ihn in der Ferne.

So, zu weit voraus gegriffen. Noch sind wir ja auf dem Weg. Wie gesagt, der Schatten zwischendurch war ein Segen. Auch wenn ich ich mich über die Regenfreie Zeit freue, so ist die Mittagshitze schon recht anstrengend.

Hier rieche ich an einem Eukalyptusbaum. Ich versuche heraus zu bekommen, was an diesem Baum so lecker riecht. Sind es die Blätter, die Rinde oder die Früchte? Die Rinde riecht auf jeden Fall ein wenig. Ich mag diese Bäume sehr. Hatte ich schon erwähnt, stimmt’s?!

Was ich auch sehr mag sind diese Pflanzen. Es ist Spitzwegerich .

Findest du nicht auch, dass dieser Kranz wie ein Heiligenschein aussieht? Ich habe den Weg heute in den “ heiligen Weg“ umgetauft. Einfach, weil da so viele Heilige rumstanden.

Ach, und dieses Bild möchte ich dir auch nicht vorenthalten. 😂 Meine Finger zeigen auf meine Ohren. Warum? Ich höre gerade Motivationsmusik. Da kommt der Körper noch mal so richtig in Schwung, auf die letzten Kilometer. Meist helfen mir Oldies dabei, ABBA und so… Carsten ist begeistert. Ich singe nämlich mit 🙊🙉

Gut zu wissen 😂

Und dann kam die Stadt Valencã. Hmm, ich weiß gar nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Es gibt eine wirklich imposante Stadtmauer oder besser Verteidigungsanlage auf mehreren Ebenen. So etwas komplexes habe ich noch nie gesehen.

Diese Stadt ist aus dem 12 Jahrhundert. Innerhalb dieser Mauer ist wirklich noch einmal eine ganz verschieden alte Stadt. Ich zeige dir das mal auf dem Stadtplan.

Kannst du es erkennen? Diese gezackte Linie. Spannend ,oder?!

Darin ist eine ganz eigene Stimmung. Es gibt total viele Textilgeschäfte und es ist irgendwie wie bei Woolworth, nur open air. Die Spanier kommen hier hin, weil sie hier günstiger einkaufen können. Man sieht viele Menschen mit großen Plastiktüten rumlaufen.

Und dann gibt es auch diese wunderschöne Architektur.

Tja, wie gesagt, wir wussten beide nicht, was wir davon halten sollten. Schön, aber…

Also, morgen gehts nach Spanien und dieser Abschnitt soll durch viel Industriegebiet gehen. Nicht so toll. Aber so ist ja auch das Leben. Nicht immer toll. Also machen wir es und lassen uns überraschen.

Ich möchte dir Eva aus Südafrika nicht vorenthalten. Wir haben Sie jetzt schon öfter getroffen. Sie hat einen sehr lustigen Laufstil. Sie macht ganz kleine Schritte und dabei machen ihre Stöcke immer Tack Tack Tack . Wie eine Uhr 😊Sie kommt erstaunlich gut voran.

Wenn ich das richtig verstehe, sind es nur noch 120 km bis Santiago. Und wenn ich das richtig ausgerechnet habe, dann reicht es, wenn wir täglich 15 km laufen. Das ist doch ein wirklich entspannender Gedanke. Aber besser lasse ich Carsten noch mal nachrechnen. Zahlen liegen mir nicht so. 😂

So, jetzt lasse ich mich von meinen Engeln heute Nacht reparieren und schicke sie dann zum Carsten. Dem schmerzt nämlich inzwischen auch das eine oder andere.

Auf dem “ roten“ Weg

Heute ging es von Caminha nach Vile Nova de Cerveira. Weit war es nicht. Ich denke es waren etwa 16 km. Wie du auf der Karte siehst, ging es hauptsächlich am Grenzfluss entlang. Der Weg war zum Teil genial ausgebaut und das meist in rot. Wie ein roter Teppich 😁 ( so etwas nehme ich gerne persönlich 😊, bescheiden, wie ich bin 🙈)

Obwohl der Weg nicht weit war, viel es mir heute besonders schwer zu laufen. Erst meldete sich die Arthrose im Fuß und dann schmerzte die Hüfte bis in die Zehen. Ich konnte gut beobachten, wie ich aus dem Rhythmus kam oder besser gar nicht erst hinein. Puh, das macht so dissonant. Manche kennen mich ja aus meiner Praxis. Immer tiefen entspannt und OM. 😇 Das ist nur der eine Teil von Claudia. Ein phantastischer Ausgleich zum Alltag und auch für mich therapeutisch. Der andere Teil kann auch ganz anders. Vor allem, wenn es nicht so gut läuft. ( im wahrsten Sinne des Wortes 😂) Ich konnte gut beobachten, wie ich mich und den Schmerz verurteilte. Inzwischen bekomme ich das schnell mit und fange dann an, ein für mich sehr hilfreiches “ Mantra“ zu wiederholen. Ich schreib es dir hier auf. Vielleicht hilft es dir auch. Vielleicht findest du es auch blöd. Egal 😊

“ Ich bin ganz bei mir.

Ich bin Liebe.

Ich wähle das Licht.

Und Licht verurteilt nicht.“

Erst durch dieses Mantra, was mir wirklich hilft, habe ich gemerkt, wie still und leise ich mich verurteilt habe. Tz, zu, tz ! Was mir allerdings auch geholfen hat, war das neu packen vom Rucksack. Das Gewicht war nicht gut verteilt im Rucksack. Und da ich meinen Schatz dabei habe, konnten wir heute noch ein paar Dinge in seinen Rucksack packen. Genial 😍

Ein Fischer, der sein Netz richtet.

Krasses Bild, oder?! Ich glaube, das ist Pappel“ Watte“.

Und dann kommen solche Blumenwiesen. Sooooo schön!

Zwischendurch war auf dem Weg so gut wie nichts los. So, wie wenn in Dortmund der BVB spielt. 😂 Naja, Wir waren etwas irritiert. Bis uns bewusst wurde, dass nur so ein paar ganz bekloppte Pilger aus Deutschland durch die Mittagshitze ganz ohne Schatten laufen. Super Idee! Und da wir uns morgens immer Zeit lassen, ausschlafen, packen und natürlich auch frühstücken ( macht nicht jeder) kommen wir nie vor neun los. Selbst Schuld also. Morgen versuchen wir mal eher weg zu kommen.

Wir sind jetzt in einer Jugendherberge. Ich hatte mir darunter etwas einfaches, schlichtes vorgestellt. Weit gefehlt. Dieses Gebäude ist ursprünglich eine Schule von 1912 gewesen. Irgendwann würde sie ganz modern zur Jugendherberge umgebaut. Wir haben ein Luxusdoppelzimmer mit eigenem Bad. 😊

Der historische Ortskern hier ist von einer alten Stadtmauer umgeben. 1321 erhielt dieser Ort die Stadtrechte.

Carsten und ich haben so eine herrliche Art zu reisen. Wir lassen uns einfach fließen und entdecken durch diese ungeplante Art immer wieder wunderbare Orte. So auch heute. In der Herberge wurden uns drei Restaurants empfohlen. Da wir den Stadtplan liegen gelassen hatten, haben wir gar nicht erst versucht, sie zu finden.

Statt dessen sind wir auf Entdeckertour gegangen. Mit Erfolg! In einer kleinen historischen Seitenstrasse, direkt unterhalb der Stadtmauer, hat eine ganz nette Köchin nur für uns gekocht. 😋

Sie hat sich so viel Mühe gegeben.

Das ist sie, mit ihrem Mann Miguel. Sehr sehr nette Menschen.

Noch zum Abschluss, die wichtigste Frage: Was machen die Füße?

Also, denen geht es richtig gut. Durch gute Pflege und all morgendliches Tapen liegt die Blasenbilanz bei zarten vier schon verheilten Miniblasen. Cool oder?!

Und noch zum Abschluss ein kleiner Schwank. Eine Pilgerin erzählte uns, sie geht jeden Tag 30-35 km. Und ihr so, fragt sie. Wir sagen, so ungefähr 20km ( 16 km zu sagen, wäre jetzt echt peinlich) Und sie sagt: Ach, dann seit ihr ja ganz entspannt unterwegs.

😳 Entspannt 😂 Ich musste wirklich lachen. Weil ich das schon ganz schön anstrengend finde und schon bei 16 km sehr stolz auf mich bin. Tja, jeder geht seinen eigenen Camino.