„Ich hätte Angst!“

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Immer wieder höre ich, wenn ich von meinen Pilgerplänen erzähle: „Ich hätte aber Angst! Hast du keine Angst? Bist du aber mutig! Aber du gehst doch nicht allein!?“

Ganz ehrlich, bis jetzt hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht, Angst zu haben. Ich habe mich ernsthaft gefragt, wovor ich denn Angst haben könnte! Also, die Vorschläge sind groß, die mir gemacht werden, wenn ich nachfrage 🙂 Angst vor bösen Männern! Angst vor der Fremde! Angst vor Verletzungen! Angst vor dem Allein sein!…

Ich bin noch einmal tief in mich gegangen, habe in mich gelauscht, und….nein, ich habe keine Angst! Ich fühle mich auch nicht mutig. Ich habe Respekt! Respekt vor wilden oder bissigen Hunden und vor der langen Strecke. Aber keine Angst! Aus meiner Sicht, ist Angst ein ganz schlechter Ratgeber. Sie lähmt mich, macht mich handlungsunfähig. Angst entsteht da, wo ich kein Vertrauen habe. Sie füttert mein Kopfkino mit scheusslichen Bildern und Szenarien. Ich entscheide mich gegen die Angst und für die Achtsamkeit. Wenn ich achtsam bleibe, aufmerksam, dann erkenne ich mögliche Gefahren und kann handeln. Achtsamkeit entsteht im Augenblick, ist immer im JETZT. Angst entsteht schon in der Vergangenheit und zieht sich zäh in die Gegenwart. Sie flüstert: Lass es bleiben! Viel zu gefährlich! Viel zu anstrengend! Ihr Bruder der Zweifel,kommt direkt mit ins Boot!

„Ob ich das schaffe? Ich kann das noch nicht, bin noch nicht bereit! Ich muss noch mehr üben!“ Solche Stimmen hatte ich auch schon, Gott sein dank nur selten, -bis jetzt 🙂 Ich konnte beobachten, wie mein Ziel ins Wanken kam, im Nebel verschwand und sich lauter herunterziehende Gedanken dazwischen schoben. Ich denke, die Angst und der Zweifel sind die Torhüter, wenn ich den ersten Schritt aus meiner „Komfortzone“ mache. Wenn ich ich mich von meinen gut eingesessnen Sofa erhebe. Wenn ich Neuland betrete. Das kennst du doch auch, oder?!

Gut, dass ich schon mein Flugticket und einen großen Teil meiner Ausrüstung gekauft hatte. Ich ahnte schon, dass so etwas kommt. Ich denke, das ist normal! Wenn wir eine Entscheidung treffen und sie nicht so schnell, wie möglich umsetzten, wird sie im Boden versickern und nur noch als blasser Gedanke bleiben, „Ich wollte eigentlich auch mal….“- bis wir sie ganz und gar vergessen haben oder es Jahre später noch bereuen, es nicht getan zu haben.

Würde ich darauf warten, bis alle Zweifel verschwunden sind, würde ich nie los gehen. Ich kann jetzt nicht wissen, was mich erwarten wird. Ich kann es nur tun und dadurch neue Erfahrungen sammeln. Nur so kann ich Zweifel in Vertrauen verwandeln. Es ist ein Prozess! Vertrauen reift durch das Handeln, durch neue Erfahrungen, Dranbleiben. Nicht wegschauen, sondern konfrontieren. Das ist lebendiges Leben! Es ist eine tiefe Sehnsucht in mir, diesen Weg mit mir zu gehen. Ich weiß noch nicht, woher sie kommt. Ich spüre sie aber deutlich. Sie ruft mich. Ich habe mich entschieden meiner Sehnsucht zu folgen, mich überraschen zu lassen. Ich überschreite die Grenze von altem Bekannten zu Unbekanntem, zu Neuem. Ich wandel Glauben in Vertrauen und Wissen in Weisheit. Meine Seele freut sich schon. 🙂

Ein Gedanke zu „„Ich hätte Angst!““

  1. Geliebte Claudia…wunderbare Worte…aber sie sind sehr wahr nach intensivem Lesen…ich finde es auch gut das Du Dich mit diesen Gedanken beschäftigst…so gibt es keine Überraschungen während der spannenden Reise…ich glaube an Di ch…und ich liebe Dich….weiter so…dicker Kuss von Deiner Mama ???

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