Tschüss Porto und hallo Atlantik

Heute Morgen um 9:00 ging es los. Rucksack packen, alles richten, im Hotel auschecken und dann auf ins nächste Abenteuer. Diesmal wussten wir nicht so genau, wo wir landen. Wir hatten einen Campingplatz anvisiert, aber ob das dann klappt, sieht man erst später. Aber dazu später mehr 😊

Mein Rücken und mein Rucksack scheinen noch ein wenig zu fremdeln. Echt ignorant! Immerhin waren sie schon 700km mit gleichem Gewicht, zumindest was den Rucksack angeht 😊gemeinsam unterwegs. Entweder schmerzt die Hüfte oder die Schulter jault. Bin noch dabei, die perfekte Einstellung zu finden. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich damals noch 12 kg mehr Körpergewicht auf meinen Gelenken hatte! Puh!!! Insofern schon einmal eine positive Entwicklung. Trotz all eurer Blasenfreier Wünsche, habe ich die erste am Fuß. Nicht durch Reibung, sondern schlicht durch Kompression. Ist aber nicht schlimm. – Bis jetzt! 😂

Da ist er, der Atlantik! Ich bin so glücklich. Ich kann es kaum in Worte fassen. Ständig grinse ich vor mich hin und sage zum tausendsten Mal: Mein Gott, ist das schön. Fühle mich von Glücksgefühlen und Dankbarkeit regelrecht geflutet. 😍 Und all das mit einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben zu teilen ist ein riesen Geschenk und macht es perfekt.

Die Seeluft ist so wunderbar klar und die ganze Zeit weht so ein wohltuender Wind. Es ist nicht zu heiß, ich glaube heute waren es 18Grad.

Übrigens ist es überhaupt nicht lustig im Sand zu laufen. Einfach mühsam und schweißtreibend. Schneckenlahm! Statt dessen geht es über so Holzwege, direkt am Meer entlang. Das klappt gut.

Das hier ist übrigens das erste Jakobswegzeichen auf unserem Weg. Da kommen Heimatgefühle auf und ganz viele positive Erinnerungen.

Jetzt sitze ich vor unserer Hütte auf einem Campingplatz in der Sonne und schreibe euch. Wir haben den Campingplatz gefunden und wussten durch unseren Pilgerführer, dass er gerne Pilger aufnimmt. Zwischendurch hatte ich so meine Zweifel, ob ich es bis dahin noch schaffe. Aber das kenne ich schon. 😂 Die letzten Meter Pfeife ich auf dem letzten Loch. 😅

Die Hütte hat ein Doppelbett, einen schmalen Schrank und sogar einen Kühlschrank. Ach ja, und das wichtigste, eine eigene Terasse. Duschen und Toiletten werden gemeinsam benutzt. Soll aber nicht heißen, gleichzeitig. Wie das eben bei Campingplätzen so ist.

Wir fühlen uns sehr wohl hier.

So, jetzt geht es ins Restaurant, da gibt es unser erstes Pilgermenü.

Verbrauchte Kalorien wieder auffüllen. 😂

Pilgerfeeling

Gerade kommen wir vom Pilgeressen und ich möchte das Erlebte gerne mit euch teilen, weil es so typisch ist. Ruckzuck hat sich beim Essen eine Gemeinschaft gebildet. Menschen, die sich das erste Mal begegnen, verabschieden sich danach wie Freunde. Dieser Weg verbindet so wunderbar. Dieses Stöhnen, wenn man aufsteht, weil einem alles weh tut. Wie schön, es auch bei den anderen zu sehen und zu hören und gemeinsam darüber zu lachen. Oder Erlebtes auszutauschen, sich langsam kennenzulernen. Wir saßen zu neunt um einen Tisch. Sieben Deutsche, ein Österreicher und ein Niederländer. Es gab eine undefinierbare Vorsuppe, die gesund schmeckte, danach gegrillte Sardinen mit Reis in Tomatensauce und einen leckeren Nachtisch. Alles für 7,50€. Ich fand es gut. Ach ja, dazu gab es noch diesen guten roten Pilgerwein, der bestimmt Muskelkater wegzaubert. 😂 Wir werden sehen. Jetzt liege ich in unserem “ Chalet“ auf dem Hüttenschlafsack als Laken, mit Schlafsack und aufblasbarem Kissen. Ich bin so platt, dass ich eigentlich nur gut schlafen kann.

Eitelkeit ade

Wow, was für ein Tag! So voller neuer Eindrücke und netten Begegnungen, dass es sich so anfühlt, als wäre ich schon Wochen unterwegs. Ist es wirklich erst gestern gewesen, dass wir in Porto starteten?

Heute ging es hauptsächlich über diese wunderbar ausgebauten Holzwege am Wasser entlang. Zwischen durch kamen wir durch kleine, ganz ursprüngliche Orte, in denen man den Eindruck hatte, die Zeit sei stehen geblieben. In einem sahen wir zwei ältere Frauen, die ganz frischen Fisch ausnahmen.

Dieser Geselle hat wohl ein bisschen zu lange in der Sonne gesessen. 😂Trotz gutem Zureden, konnte ich ihn nicht überzeugen, dass es für seine Gesundheit zuträglicher wäre, die Finger vom Alkohol zu lassen.

Einen Teil des Weges sind wir heute auch direkt am Strand gelaufen. Es war gerade Ebbe und dadurch war der Sand schön fest.

Nach einer Weile sahen wir vor uns etwa 500m weiter ein Haus und meinten, dass wäre ein super Stopp für die nächste Pause- ist ja nicht mehr weit. Tja, und dann standen wir vor der Flussmündung. Nichts da, mit nicht mehr weit. Wir mussten einen Umweg von über 40 Minuten gehen, um die Brücke über den Fluss zu erreichen und um ans andere Ufer zu kommen. 😅

Manchmal ist es schon sinnvoll, so einen Pilgerführer etwas aufmerksamer zu lesen und den gelben Pfeilen zu folgen.

So sieht das übrigens aus, wenn mehrere Pilger Pause machen. Rucksack- Gruppenkuscheln 😍

So, und jetzt noch ein paar Worte zur Eitelkeit. Fangen wir mal mit der Kleidung an. Die Frage, was ziehe ich heute an, ist schnell beantwortet. “ Das andere von den zwei T- Shirts.“ Zwei Hosen, zwei T- Shirts, zwei Tops. Die Kleidung ist vor allem praktisch. Meine supergeilen, sexy blauen Kniestrümpfe sind in Wirklichkeit Kompressions- Stulpen, die meine Beine bei ihrer Hochleistung unterstützen. Schön ist anders 🤣 Schminke fällt weg, weil es einfach völlig unnötig ist noch mehr Zeugs mitzuschleppen und Augenreiben so viel besser geht. Die Haare liegen immer stürmisch wild verweht. Also , wie gesagt “ Eitelkeit ade!“ Was aber wirklich schön ist, sind all die strahlenden und glücklichen Augen. Was macht da schon so eine verwehte Frisur oder dieser unvorteilhafte Gurt über Busen beim Rucksack?!

Die Herberge heute ist absolut super! Es gibt sogar Bettwäsche und Frottierhandtücher. 👍👍👍

Richtig perfekt war auch der Nachmittag. Schon gestern hatten wir am Campingplatz so richtig nette Leute kennengelernt. Und heute sind wir uns mehrfach über den Weg gelaufen. Zufälligerweise haben wir im selben Ort eine Unterkunft gefunden und einen herrlichen Nachmittag/ Abend zusammen verbracht. Danke an Aart, Stefan und Kathrin ❤️ Es ist eine Freude, mit euch zu lachen und zu sein. Irgendwie hat das ganze etwas von Jugendherberge- Feeling. Es macht einfach riesen Spaß.

Auf dem Weg nach Fão

Heute morgen war das Meer weg. Man konnte es nur hören, aber nicht sehen. Der Nebel kam vom Meer und die Stimmung war ganz eigenartig. Ich hatte ständig das Gefühl, als sei meine Brille schmutzig, nur hatte ich keine auf. 😊 Nach und nach klärte sich das Wetter auf.

Heute war der Weg sehr , sehr abwechslungsreich. Zunächst ging es am Wasser entlang, oft auf den schon vertrauten Holzwegen.

Doch dann führte der Weg ins Landesinnere, vorbei an Gemüsefeldern, durch staubige Strassen und durch Eukalyptuswäldern.

Für mich repräsentiert dieser Camino so sehr die verschiedenen Qualitäten des Lebens. Mal ist es gut, ein andern mal vielleicht nicht so toll. Man trifft Menschen, die einen kurz begleiten, andere länger und ganz besondere Menschen bleiben bei einem, die nimmt man sogar wieder mit nach Hause. Mal fällt einem der Weg sehr leicht, und ein andern mal tut alles weh und jeder Schritt ist mühsam. Das kennst du doch auch, oder?! Ich merke, je weniger ich im Widerstand bin und je mehr ich das annehme, was gerade ist, desto leichter ist es. Also mit anderen Worten, es nicht anders haben wollen. Nutzt ja eh nichts. Einfach das Jetzt annehmen. Wenn es unangenehm wird, sag ich mir immer, es ist nur temporär. Es wird wieder anders. Flexibel bleiben.

Picknick im schattigen Wald. Da schmeckt es besonders gut. Vielleicht erkennt die eine oder andere mein Siestadeckchen vom letzten Mal wieder 😄 Ich liebe es. Und Füße hochlegen ist eine absolute Wohltat.

Inzwischen sind wir in Fão, in einer paradischen Herberge. Rita, die Herbergs“Mutter“ ist eine Seele von Mensch. Sie hat uns erst einmal einen Kaffee gekocht und mit Plätzchen versorgt. Heute haben wir sogar ein eigenes Bad 😄 Carsten ist gerade in der Küche und kocht für uns. Mit uns meine ich die Truppe von gestern Abend. Wir haben bis jetzt das Haus zu fünft für uns alleine. Genial ! Und…. es gibt wieder Frotteehandtücher ❤️❤️💋

Engel Bruno und das meist gesagte Wort heute “ Aua“

Jetzt sind wir in Viano do Castelo. 26 km entfernt von unserer Herberge heute bei Rita.

Das ist Rita. 😍

Der Weg hätte heute nicht unterschiedlicher sein können. Gerade beim durchschauen der Fotos von heute, ist mir bewusst geworden, wieviel wir nur an einem Tag schon gesehen haben. Wahnsinn! War das wirklich heute?! Wir haben gestern eine neue Zeitrechnung entwickelt. Ein Caminotag fühlt sich an, wie eine Woche zu Hause. 😊

Ich zeige euch mal an Hand der Fotos, wie unterschiedlich der Weg heute war.

Ehrlich! Das muss ich erst mal verarbeiten. Wir hatten heute auch einige Höhenmeter zu bewältigen, was ich immer noch deutlich merke. Puh, was taten zwischendurch die Knochen und die Füße weh. Irgendwann, nachdem ich dachte, ich kann nicht mehr, hat “ es“ mich gelaufen. Ich kam es kaum beschreiben. Es war wie automatisch. Und ich wusste, wenn ich jetzt stehen bleibe, dann stehe ich richtig. Dann geht nichts mehr. Dann komme ich nicht weiter. Und weiter musste ich noch. Das hatte ich schon bei den Pausen vorher erlebt. Sobald es wieder weiter ging, wog der Rucksack plötzlich doppelt so schwer. 😄 Und alles tat richtig doll weh, solange, bis man sich wieder eingelaufen hat. Nach 19 km haben wir eine „richtige“ Pause gemacht. Wir sind eingekehrt 🍻 mit alkoholfreiem Bier und Salat. Wir hatten noch 7 km vor uns. Dafür brauchen wir etwa 1 1/2 Stunden. Ich dachte, wenn ich nicht weiß, das ein Bett auf mich wartet, schaffe ich das nie. Also habe ich den englisch sprechende Kellner gefragt, ob er uns bei der telefonischen Reservierung in einem Kloster helfen könnte. Er konnte! Und nicht nur das. Er meinte, er hätte zwei Nachrichten für uns. Wir hätten ein Zimmer, aber wir müssten Bir 17:00 dort sein. Völlig unmöglich, das konnten wir nicht schaffen. Das war ihm auch klar. Also hat er uns angeboten, uns zu fahren. Bruno, der Engel. Ist das nicht großzügig?! Und er wollte absolut nichts dafür haben. Jetzt sind wir in einem schlichten Zimmer im Klostet, bei den Karmelitermönchen. Und ich bin so fertig, dass ich heulen könnte. Tue ich aber nicht. 😁Ich finde schlafen gerade besser.

Duschen ist übrigens paradiesisch!

Das Kloster!

So, jetzt ist es halb zehn und mir klappen ständig die Augen zu. Es gibt noch so viel zu erzählen… aber das nehme ich jetzt mit in meine Nacht 😴

Und dann kommt es doch anders, als man denkt

Nach einer ganz fürchterlichen Nacht, in der mich gleich mehrere Mücken vernaschen wollten, haben wir erst einmal in Ruhe in einem typisch portugiesischen Café gefrühstückt. Zur Zeit ist es meist Toast und Kaffee.

Und da wir uns für heute nur eine kurze Etappe von 11 km vorgenommen hatten, war genug Zeit, diesen alten Ort “ Viana do Castelo“ zu besichtigen. Gestern war ich viel zu erschöpft, um noch richtig wahrzunehmen.

Mit einem Schienenaufzug, sind wir den Berg hoch zur schönen Basilika Santa Luzia. Es ist auch möglich, den Weg zu Fuß zu laufen. Aber es geht 1,7 km richtig steil Bergauf und danach war uns heute gar nicht. Die Aussicht war phänomenal, wir konnten den Weg sehen, den wir schon gelaufen sind. Laut Buch müssten es jetzt 93 km sein. 💪

Ich möchte ein für mich tiefes Erlebnis und ein paar Gedanken mit euch teilen. Ich war in einer Kirche und die Maria- Statue zog mich magisch an. Ich setzte mich direkt vor Sie und es war, als würde sie mich anschauen.

Sie schaute ganz tief in mich hinein und ich fühlte mich in diesem Moment bedingungslos geliebt. Sie hüllte mich regelrecht ein. Da war absolute Annahme und ein Gefühl von Geborgenheit. Mir liefen die Tränen über die Wangen. Es ist schwierig, dass erlebte in Worte zu fassen. Ich empfand diese Kirche, wie ein Portal zu etwas Größerem. Ich könnte Gott sagen. Aber dieser Begriff ist so voller Missdeutungen, dass ich ihn nur ungern benutze. Es ist wie eine Meditation, so voller Frieden und einer direkten Verbindung zu mir selbst. Gleichzeitig mit dem Bewusstsein, mit allem Verbunden zu sein. Ein Teil etwas ganz Großem zu sein.

Auf diesem Camino fühle ich mich zutiefst verbunden mit Maria und auch Maria Magdalena. Bei meinem letzten Weg war es Jesus. Damals auch eine neue Erfahrung. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Statt des geplanten Küstenwegs, sind wir mir mehr im Landesinnern gelaufen. Das hatte sich einfach so ergeben. An einer Stelle war ein wunderschönes Anwesen.

Beim Fotografieren kamen wir mit dem Besitzer ins Gespräch, der oben links über der Mauer lehnte. Er lud uns ein, uns sein Anwesen zu zeigen. Es war Wow!!! Dieses Anwesen ist seit dem 1500 Jahrhundert im Besitz der Familie. Der König damals ist auf seinem Pilgerweg damals dort vorbei gekommen. In diesem Zug hat er der Familie besondere Rechte über das Land und die Kirche dort zugesprochen .

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Es hat einen traumhaft schönen und riesig großen Garten und eigene Quellen.

Jetzt weiß ich, warum wir den Küstenweg nicht gelaufen sind 😄Wir mussten dort vorbei kommen.

José, Anastasia aus Russland und wir beide.

Jetzt sind wir in einer richtig schönen Herberge in Paçô und haben einige vertraute Pilger wieder getroffen. Unter anderem Carla, die im Flugzeug neben uns saß. Und der Besitzer hier ist in Iserlohn geboren. 😊Kleine Welt!

Spanien in Sicht

Gestern Abend hatten wir noch eine richtig nette Begegnung mit Mario. Er ist Musiker und spielt Renaissance – und Barocke Musik. Ich liebe es, all die verschiedenen Menschen kennenzulernen. 😊

Die Nacht war deutlich besser, als die letzte, sodass es heute morgen mit leichtem Schritt losging. Natürlich nach einem portugiesischen Frühstück.

Der Weg war wieder herrlich abwechslungsreich.

Es ging wieder durch kleine Dörfer, wunderschöne Wälder und dann das letzte Stück ein letztes Mal an der Küste entlang. Heute sind wir ca 19 km gelaufen. Insgesamt sind es jetzt , glaube ich 111 km. 😇

Anfangs ging es ganz ordentlich bergauf und jeder Schritt musste gut gesetzt sein. Alles war steinig und uneben. Die Gefahr umzuknicken ist recht groß, wenn man mehr mit der schönen Landschaft, statt mit jedem Schritt beschäftigt ist. Die Wege müssen uralt sein. Sie erinnern mich an die alten Römerstrassen vom letzten Camino.

Als ich wieder so eine steile Strecke vor mir hatte, kam der Gedanke, da musst du hoch, jetzt mach mal fix und bring das hinter dich. 😣 Mit dieser Einstellung komme ich zwar gut hoch, aber gut fühlen tue ich mich damit nicht. Und dann dachte ich an einen Pilger damals, der den ganzen Weg auf Krücken gelaufen war. Seine Beine sind gelähmt. Er ist auch solche Strecken gelaufen! Und da kam ein neuer Gedanke in mir auf! 🙂 Ich kann mich so glücklich schätzen, diesen Weg überhaupt gehen zu können. Mit gesunden Beinen, die mich tragen und einem guten Rücken, der meinen Rücksack schafft. Mein Körper macht das so gut. Und dann kam so viel Dankbarkeit und auch Demut in mir auf. Ab da habe ich jeden schweißtreibenden Schritt genossen 😅. Es ist so krass, was ein Gedanke in einem verändern kann. Oder eben die Einstellung. 😍

Ein Abschnitt war ganz besonders irritierend. Dort brannte der Eukalyptuswald . Ob das ein kontrollierter Brand war, oder nicht, weiss ich nicht. Aber es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn es direkt neben einem so qualmt.

Diese Kirche tauchte wie in einem Dschungel auf. Ich glaube nicht, dass sie noch genutzt wird. Aber sie ist schon sehr sehr alt und wie ich finde, wunderschön.

Kurze und nötige Pause nach 2 Stunden laufen. Irgendwann ist nicht nur der Rücken pitschnass geschwitzt. 😅

Siehst du den Zuckerhut ähnlichen Berg hinter uns? Das ist schon Spanien. Allerdings trennt der Fluss Miño Portugal und Spanien. Wir werden noch ca 28 km am Fluss entlang gehen und dann geht’s nach Spanien rüber. Aber nicht mehr heute 😂😂

Jetzt sind wir wieder auf einem Campingplatz in Caminha, direkt an der Flussmündung. Auch hier gibt es diese kleinen super Häuschen.

Ich zeig dir mal, was wir als erstes gekauft haben. An diesem Foto sieht man auch die Prioritäten recht gut 😂

Sechs Liter Wasser und ein Liter wunderbar kühles, frisches Bier 😋.

Und es gab natürlich auch ein Wiedersehen. Scheinbar haben wir die selbe Geschwindigkeit 😄

Jetzt gehen wir nach einem traumhaft leckerem Essen, noch einmal zum Meer, für einen vorerst letzten Blick. Ich fühle mich so verwöhnt vom Leben ❤️❤️❤️

Ach ja, Lukas, grüß doch mal den Dario vom uns 😂

Auf dem “ roten“ Weg

Heute ging es von Caminha nach Vile Nova de Cerveira. Weit war es nicht. Ich denke es waren etwa 16 km. Wie du auf der Karte siehst, ging es hauptsächlich am Grenzfluss entlang. Der Weg war zum Teil genial ausgebaut und das meist in rot. Wie ein roter Teppich 😁 ( so etwas nehme ich gerne persönlich 😊, bescheiden, wie ich bin 🙈)

Obwohl der Weg nicht weit war, viel es mir heute besonders schwer zu laufen. Erst meldete sich die Arthrose im Fuß und dann schmerzte die Hüfte bis in die Zehen. Ich konnte gut beobachten, wie ich aus dem Rhythmus kam oder besser gar nicht erst hinein. Puh, das macht so dissonant. Manche kennen mich ja aus meiner Praxis. Immer tiefen entspannt und OM. 😇 Das ist nur der eine Teil von Claudia. Ein phantastischer Ausgleich zum Alltag und auch für mich therapeutisch. Der andere Teil kann auch ganz anders. Vor allem, wenn es nicht so gut läuft. ( im wahrsten Sinne des Wortes 😂) Ich konnte gut beobachten, wie ich mich und den Schmerz verurteilte. Inzwischen bekomme ich das schnell mit und fange dann an, ein für mich sehr hilfreiches “ Mantra“ zu wiederholen. Ich schreib es dir hier auf. Vielleicht hilft es dir auch. Vielleicht findest du es auch blöd. Egal 😊

“ Ich bin ganz bei mir.

Ich bin Liebe.

Ich wähle das Licht.

Und Licht verurteilt nicht.“

Erst durch dieses Mantra, was mir wirklich hilft, habe ich gemerkt, wie still und leise ich mich verurteilt habe. Tz, zu, tz ! Was mir allerdings auch geholfen hat, war das neu packen vom Rucksack. Das Gewicht war nicht gut verteilt im Rucksack. Und da ich meinen Schatz dabei habe, konnten wir heute noch ein paar Dinge in seinen Rucksack packen. Genial 😍

Ein Fischer, der sein Netz richtet.

Krasses Bild, oder?! Ich glaube, das ist Pappel“ Watte“.

Und dann kommen solche Blumenwiesen. Sooooo schön!

Zwischendurch war auf dem Weg so gut wie nichts los. So, wie wenn in Dortmund der BVB spielt. 😂 Naja, Wir waren etwas irritiert. Bis uns bewusst wurde, dass nur so ein paar ganz bekloppte Pilger aus Deutschland durch die Mittagshitze ganz ohne Schatten laufen. Super Idee! Und da wir uns morgens immer Zeit lassen, ausschlafen, packen und natürlich auch frühstücken ( macht nicht jeder) kommen wir nie vor neun los. Selbst Schuld also. Morgen versuchen wir mal eher weg zu kommen.

Wir sind jetzt in einer Jugendherberge. Ich hatte mir darunter etwas einfaches, schlichtes vorgestellt. Weit gefehlt. Dieses Gebäude ist ursprünglich eine Schule von 1912 gewesen. Irgendwann würde sie ganz modern zur Jugendherberge umgebaut. Wir haben ein Luxusdoppelzimmer mit eigenem Bad. 😊

Der historische Ortskern hier ist von einer alten Stadtmauer umgeben. 1321 erhielt dieser Ort die Stadtrechte.

Carsten und ich haben so eine herrliche Art zu reisen. Wir lassen uns einfach fließen und entdecken durch diese ungeplante Art immer wieder wunderbare Orte. So auch heute. In der Herberge wurden uns drei Restaurants empfohlen. Da wir den Stadtplan liegen gelassen hatten, haben wir gar nicht erst versucht, sie zu finden.

Statt dessen sind wir auf Entdeckertour gegangen. Mit Erfolg! In einer kleinen historischen Seitenstrasse, direkt unterhalb der Stadtmauer, hat eine ganz nette Köchin nur für uns gekocht. 😋

Sie hat sich so viel Mühe gegeben.

Das ist sie, mit ihrem Mann Miguel. Sehr sehr nette Menschen.

Noch zum Abschluss, die wichtigste Frage: Was machen die Füße?

Also, denen geht es richtig gut. Durch gute Pflege und all morgendliches Tapen liegt die Blasenbilanz bei zarten vier schon verheilten Miniblasen. Cool oder?!

Und noch zum Abschluss ein kleiner Schwank. Eine Pilgerin erzählte uns, sie geht jeden Tag 30-35 km. Und ihr so, fragt sie. Wir sagen, so ungefähr 20km ( 16 km zu sagen, wäre jetzt echt peinlich) Und sie sagt: Ach, dann seit ihr ja ganz entspannt unterwegs.

😳 Entspannt 😂 Ich musste wirklich lachen. Weil ich das schon ganz schön anstrengend finde und schon bei 16 km sehr stolz auf mich bin. Tja, jeder geht seinen eigenen Camino.

Eigentlich wollte ich….

…Dir von einen wunderschönen Tag schreiben, mit super tollen Erlebnissen. Aber, ich bin soooo müde ( es ist gerade mal 21:00) und so super toll war der Tag gar nicht.

Zunächst ging es wieder auf dem roten Weg weiter, der zwischendurch auch gelb war. Gut war, dass es heute immer mal wieder Schatten gab. Schlecht war, dass es immer Asphalt war. Das tut irgendwann den Füßen und auch den Gelenken weh. Statt Schuhe zu wechseln, habe ich verschiedene Einlagen mit. Ist fast so gut wie andere Schuhe anziehen und gibt dem Fuß neue Informationen. So auch heute. 😊 Trotzdem schmerzen und kribbeln die Füße jetzt ( könnte aber auch an der Stadtbesichtigung liegen. Die kam ja noch on Top)

Noch sind wir in Portugal. Morgen geht es dann aber direkt über die Grenze, in den Nachbarort Tui.

Hier sieht man ihn in der Ferne.

So, zu weit voraus gegriffen. Noch sind wir ja auf dem Weg. Wie gesagt, der Schatten zwischendurch war ein Segen. Auch wenn ich ich mich über die Regenfreie Zeit freue, so ist die Mittagshitze schon recht anstrengend.

Hier rieche ich an einem Eukalyptusbaum. Ich versuche heraus zu bekommen, was an diesem Baum so lecker riecht. Sind es die Blätter, die Rinde oder die Früchte? Die Rinde riecht auf jeden Fall ein wenig. Ich mag diese Bäume sehr. Hatte ich schon erwähnt, stimmt’s?!

Was ich auch sehr mag sind diese Pflanzen. Es ist Spitzwegerich .

Findest du nicht auch, dass dieser Kranz wie ein Heiligenschein aussieht? Ich habe den Weg heute in den “ heiligen Weg“ umgetauft. Einfach, weil da so viele Heilige rumstanden.

Ach, und dieses Bild möchte ich dir auch nicht vorenthalten. 😂 Meine Finger zeigen auf meine Ohren. Warum? Ich höre gerade Motivationsmusik. Da kommt der Körper noch mal so richtig in Schwung, auf die letzten Kilometer. Meist helfen mir Oldies dabei, ABBA und so… Carsten ist begeistert. Ich singe nämlich mit 🙊🙉

Gut zu wissen 😂

Und dann kam die Stadt Valencã. Hmm, ich weiß gar nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Es gibt eine wirklich imposante Stadtmauer oder besser Verteidigungsanlage auf mehreren Ebenen. So etwas komplexes habe ich noch nie gesehen.

Diese Stadt ist aus dem 12 Jahrhundert. Innerhalb dieser Mauer ist wirklich noch einmal eine ganz verschieden alte Stadt. Ich zeige dir das mal auf dem Stadtplan.

Kannst du es erkennen? Diese gezackte Linie. Spannend ,oder?!

Darin ist eine ganz eigene Stimmung. Es gibt total viele Textilgeschäfte und es ist irgendwie wie bei Woolworth, nur open air. Die Spanier kommen hier hin, weil sie hier günstiger einkaufen können. Man sieht viele Menschen mit großen Plastiktüten rumlaufen.

Und dann gibt es auch diese wunderschöne Architektur.

Tja, wie gesagt, wir wussten beide nicht, was wir davon halten sollten. Schön, aber…

Also, morgen gehts nach Spanien und dieser Abschnitt soll durch viel Industriegebiet gehen. Nicht so toll. Aber so ist ja auch das Leben. Nicht immer toll. Also machen wir es und lassen uns überraschen.

Ich möchte dir Eva aus Südafrika nicht vorenthalten. Wir haben Sie jetzt schon öfter getroffen. Sie hat einen sehr lustigen Laufstil. Sie macht ganz kleine Schritte und dabei machen ihre Stöcke immer Tack Tack Tack . Wie eine Uhr 😊Sie kommt erstaunlich gut voran.

Wenn ich das richtig verstehe, sind es nur noch 120 km bis Santiago. Und wenn ich das richtig ausgerechnet habe, dann reicht es, wenn wir täglich 15 km laufen. Das ist doch ein wirklich entspannender Gedanke. Aber besser lasse ich Carsten noch mal nachrechnen. Zahlen liegen mir nicht so. 😂

So, jetzt lasse ich mich von meinen Engeln heute Nacht reparieren und schicke sie dann zum Carsten. Dem schmerzt nämlich inzwischen auch das eine oder andere.

Spanien

Spanien! Wir sind da. Wir sind einfach über die Grenzbrücke gelaufen und schwups waren wir in Spanien. Hört sich völlig unspektakulär an, macht aber trotzdem totale Gänsehaut. ( zumindest bei mir 😊) Wir sind jetzt in Galicien, im nordwestlichsten Teil von Spanien. Die Hauptstadt dieser Region ist Santiago de Compostela. Galicien wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten erobert, was man immer wieder merkt.

Das ist die Brücke 😊

Die Stadt Tui in Spanien ist ähnlich alt wie Valenca und musste sich vor den Angriffen der Araber schützen. Daher hat auch sie eine imposante Stadtmauer. Der historische Stadtkern ist total schön, aber auch sehr touristisch. Ich glaube, die werden da regelrecht abgekippt. Wie so Bienenschwärme. 🐝 😂

Ehrlich gesagt, waren wir froh, als wir aus dem Rummel raus waren. Der Weg der dann folgte, war einfach nur schön und sehr abwechslungsreich.

Es ging vorbei an Kiwifeldern. Ich wusste gar nicht genau, wie sie wachsen. Ich zeig dir mal eine Babykiwi.

Und dann ging es durch Felder und Wälder, vorbei an Bächen. Eine absolute Wohltat für alle Sinne. Vor allem der Schatten und die würzige Luft waren ein Genuss. Und die Abwechslung tat den Füßen gut.

Kurze Pausen können Wunder bewirken. 😊

Die Landschaft verändert sich sehr. Oft sieht man am Horizont schon die Berge. Soweit ich weiß, müssen wir da auch hoch. Ich glaube schon morgen.

Dieser Weg geht direkt neben dem Bach auf den Steinen entlang. Das mag ich besonders gerne. ❤️ Das hat so was ursprüngliches, so etwas einfaches, – nicht so, wie der rote Weg.

Aber es gab auch Wegstrecken direkt an der Straße entlang und über Autobahnbrücken. Gehört halt auch dazu.

Und jetzt zeige ich dir, wie so ein Paradies im nirgendwo aussehen kann. Nämlich dann, wenn man so richtig durchgeschwitzt ist und es über 10 km keine Einkehrmöglichkeit gab.

Und dort gab es leckeres alkoholfreies Bier und Oliven. 😋 Während wir dort saßen, konnten wir ein Pilgergespräch verfolgen. Also, heute ist Dienstag und Carsten und ich sind heute den 8. Tag unterwegs. Nur so für dich, als Information.

Also, sie , in Pink fragt: Und, wann seit ihr gestartet? ( Vorsicht! Fangfrage) Die andere antwortet: Dienstag! (Ich glaub, sie war ein wenig stolz. ) Sagt die Pinke: Wir am Donnerstag!!! ( Boah krass, fand ich auch) Der anderen entgleiten langsam die Gesichtszüge. Die Pinklady genießt den Triumph. Ja, wir laufen täglich so über 30 km. Und ihr so? Die andere: Meist um die zwanzig Kilometer. Das Recht uns aber auch.

Bestimmt hat sie sich nicht mehr getraut zu sagen, dass es nur 16 km sind.

Also Kilometer und Gewicht des Rucksacks sind hier große Themen. Also so richtige Loser- oder Angeberthemen 😂

Das ist übrigens ein ganz typischer Kornspeicher hier in der Region. Ich find die total hübsch.

Also, insgesamt ist es heute gut gelaufen. Wir sind etwa 20 km unterwegs gewesen und das Selbstverständlich in der Mittagshitze 😅 Irgendwann, so nach 15 km, spüre ich dann sehr deutlich die Erdanziehungskraft. Dann scheint der Rucksack irgendwie schwerer zu werden. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Das Hostel, indem wir heute sind, hat zwei Sterne. Einer mehr als gestern im Hotel. Wie die hier überhaupt an einen Stern gekommen sind, ist mir ein Rätsel. Vielleicht kann man die kaufen ?!

Allerdings merke ich auch, wie verwöhnt ich oder wir sind. Es gibt Orte, da wäre das hier ein Traum.

Ach ja, der Ort, in der unsere Honeymoon- suit heute liegt, heisst O Porriño.

Resümee am Ende des Tages: super Weg und Aua Füße