Los gehts

rucksack-und-wanderschuheHeute vor drei Wochen ist mein Vater gestorben. Voller Dankbarkeit durfte ich ihn auf seinem letzten Weg begleiten. Diese Zeit hat mich zutiefst berührt und bewegt. Der Schmerz war und ist immer wieder unendlich groß. Er hat mich gleichzeitig gelähmt und auch durchgeschüttelt. Auf jeden Fall hat mich die ganze Situation wachgerüttelt! Ich habe auf mein Leben geschaut, so richtig, und habe mich gefragt: Was will ich wirklich? Wieviele Zimmer meines Seins habe ich noch nicht betreten, aus Unkenntnis, aus Angst?! Wie unendlich groß ist mein Potential und warum fühlt es sich so an, als würde ich es nur mit einem Teelöffel schöpfen? Am 25.2. um 14:00 Uhr habe ich eine Entscheidung getroffen!
Es war, als würde sie wie eine Blase in mein Bewusstsein hochsteigen. Ich werde den Jakobsweg gehen! Ich werde am 15.5. nach Spanien fliegen und ab Pamplona loslaufen. Ich schenke mir mindestens 6 Wochen Zeit. Zeit für mich, auf dem Weg zu mir selbst. Ich fühle mich seit dem unendlich lebendig. Der Weg hat bereits begonnen! Gestern habe ich den wichtigsten Teil meiner Ausrüstung gekauft! Schuhe und meinen Rucksack!
Ich habe vor, in einem Blog über meine Pilgerreise zu schreiben.
Meinen Papa werde ich auch mitnehmen. Voller Dankbarkeit und Liebe!
Für mich heißt es jetzt nicht “ Ich bin dann mal weg!“ sondern “ Ich bin wieder da“

Die Reise hat begonnen

Seit meiner Entscheidung, den Jakobsweg zu gehen, passiert so viel in mir und um mich herum. Es war mir vorher nicht solo bewußt, dass der Weg nicht in Spanien beginnt, sondern hier, im Jetzt, in mir. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich sehr viel lebendiger fühle als vorher. Das ist nach wie vor so. Die Nächte sind sehr viel kürzer, als sonst. Ab 5:00 Uhr wache ich auf, mit Musik im Kopf. Eine bestimmte Stelle in einem Lied, in einer Endlosschleife. Ich kenne das schon von mir, aus Zeiten in denen ich frisch verliebt war. Ja, vielleicht verliebe ich mich gerade in mein Leben.

🙂 Eine schöne Vorstellung!

Es ist auch so, als würden meine Augen anders sehen als vorher. Nicht schärfer oder unschärfer. Nein! Es ist, als würden sie das gesehene anders übersetzten. Als hätte mein Gehirn neue Verknüpfungen geschaffen. Oft ist es ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit für diese Schönheit, die mich umgibt. Und das im ganz Kleinen. Ein tiefes Verstehen der Zusammenhänge gesellt sich dazu, wie ein vorsichtiger Blick hinter einen Schleier.

Und jeden Tag wächst mein Vertrauen in das Leben und in mich ein Stückchen mehr. Diese unglaubliche Aufregung und manchmal auch Angst vor meinem Entschluss mich auf den Weg zu machen, wandelt sich nun in tiefes Vertrauen. Alles was ist, ist genau so richtig. Auch Ich 😉 Oder Du! Ich bin zutiefst berührt. Ich habe ein Gefühl, als würde ich geführt. Von wem? Einer inneren Weisheit? Meiner Seele? Mein Vater, der jetzt überirdische  Möglichkeiten hat? Oder Gott? Ich weiß es nicht, und muss es auch gar nicht wissen jetzt.

Ich genieße es einfach!

 

Mein Pilgerausweis ist da :-)

IMG_6063

Juchuuu!! Heute ist mein Pilgerausweis gekommen. Mein Credencial del Peregrino. Du siehst ihn unten links unter der Jakobsmuschel liegen. In ihm stehen meine Daten und in ihm lasse ich meine Pilgeretappen abstempeln. Er ist hinterher der Beweis, dass ich auch wirklich den Weg nach Santiago gegangen bin. Und meine Muschel habe ich auch heute erhalten. 🙂 Mit den Büchern, die da noch liegen, bereite ich mich unter anderem auf meine Reise vor. Sie sind voller Tipps, Wanderrouten und spanisch für Pilgerer. „Das ist mein Schlafsack“ oder „An welcher Haltestelle fährt der Bus nach…?“ Ich bin begeistert!

Gerade habe ich auch mein Flugticket gebucht. Jetzt wird es ernst! Ich fliege am 15.5. um 9:35 Uhr mit Eurowinds von Düsseldorf aus nach Bilbao ( 11:40 Uhr). Von dort aus fahre ich, glaube ich ( darum werde ich mich noch kümmern), mit dem Bus nach Pamplona. Mein Plan ist, in Pamplona eine Nacht zu bleiben und morgens mich dann auf meinen Weg zu machen. Puh, ist das alles spannend 🙂

 

Packliste

Einige von euch haben mir erzählt, dass sie auch gerne den Jakobsweg gehen würden. Deshalb schicke ich euch heute eine Liste der Bücher, mit denen ich mich vorbereite und auch eine vorläufige Packliste. Letztendlich wird sich erst nach den 700 km zeigen, wie sinnvoll diese war. 🙂 Das schreibe ich euch nachdem ich eigene Erfahrungen gemacht habe.

Also, zu den Büchern:

  • Outdoor Pilgern auf dem Jakobswegen Packliste, Anfängertipis, Wegauswahl, Raimund Joos. Hier habe ich so einige wertvolle Tipps bekommen, wie zum Beispiel waschen von allem (auch mich) mit Kernseife oder Hirschtalg für die Füße, zur Blasenprophylaxe
    > Amazon
  • Outdoor Spanien: Jakobsweg Camino Francés, Raimund Joos
    Hier stehen 141 Einzeletappen von Herberge zu Herberge drin, bei der Beschreibung der Herberge habe ich direkt Lust, loszulaufen 🙂
    > Amazon
  • Kleiner Pilgersprachführer, Spanisch und mehr für den Jakobsweg, Raimund Joos. Sehr amüsant geschrieben. Dieser Sprachführer kommt sehr praktisch rüber: „Ich gehe keinen Schritt mehr weiter“. oder „Du läufst mir etwas zu schnell.“ oder “ Das ist mein Bett!“
    > Amazon
  • Pilgertipis & Packliste Jakobsweg, S. Yates Dieses Buch ist von einer Frau geschrieben, was für mich als Frau sehr wertvoll ist. Sie hat einfach noch einmal den weiblichen Blick auf Dinge, die Frau so braucht 🙂
    > Amazon

So, nun zu meiner vorläufigen Packliste! Hier geht es wirklich um Grammzahlen! Der Rucksack, mein ständiger Begleiter sollte nicht mehr als 10 % meines Körpergewichts überschreiten ( ist es jetzt ein Vorteil, dass ich ein „wenig“ mehr wiege) Einige sagen auch 10 kg wären oberste Grenze. Wenn ich mir überlege, ihn die ganze Zeit zu tragen, packt mich der Ehrgeiz unter 10 kg zu kommen.

Kleidung und so

  • Rucksack > Amazon
  • Kängerutasche
  • Regenschutz für den Rucksack ( hat meiner integriert)
  • Schlafsack
  • Trekkingstöcke
  • Trekkinghose mit Zipp
  • kurze Hose
  • 2 Funktionsshirts ( ich mag das Multiplastikfunktionszeug nicht, deshalb setzte ich auf Merinowolle, soll auch nicht stinken ) > Amazon
  • 1 Langarmshirt
  • 2 Tops
  • 3 Paar Wandersocken > Amazon
  • 3 Slips
  • 2 BH´s ( Sport-Bh)
  • Wanderschuhe, das sind meine 🙂 > Amazon
  • Fleecepulli oder Jacke (ich finde eine Jacke praktischer)
  • Regenjacke oder Poncho
  • Regenhose oder Gamaschen
  • Reisehandtuch extra leicht
  • Hut oder Kappe
  • Bikini
  • Wandersandalen
  • Flipflops
  • Nylonstrümpfe (unter die Wandersocken gegen Blasenbildung)
  • Pareo/ Strandtuch ( als Laken, Kleid, Rock, Trockentuch…)

Hygiene & erste Hilfe

  • Kulturbeutel
  • Kernseife ( oder Duschgel, Handwaschmittel, Shampoo)
  • Zahnbürste, klein
  • Zahnpasta (kleine Tube)
  • Haargummi / Spange
  • Blasenpflaster
  • Leukotape Sport
  • Pflaster
  • elastische Binde
  • sterile Tupfer
  • 2-3 Beutel Elektrolyt Pulver
  • sterile Nadeln ( um Blasen aufzustechen)
  • Jodsalbe
  • Magnesiumbrausetabletten
  • Tampon & co
  • Georoller, klein
  • Desinfektionsmittel, klein
  • Hirschtalgcreme
  • Penatencreme, für wunde Stellen, klein
  • halbe Rolle Toilettenpapier
  • Sonnencreme
  • Tabletten gegen Übelkeit, Kopfweh, Durchfall
  • Kamm
  • Nagelpflegeset (Nagelschere, Nagelpfeile, Pinzette)

Technische Ausrüstung

  • Handy & Ladekabel
  • Akkuladegerät solar ( macht mich unabhängig von Steckdosen, die wohl sehr begehrt sind :-), bin gespannt, ob es gut klappt) > Amazon
  • Mp3-Player ( bisschen Motivationsmusik und Hörbücher wie „Jetzt“, von Eckart Tolle)
  • spanische SIM-Card
  • Stirnlampe ( dann hat Frau die Hände frei)

Geld & Papiere

  • Portemonnaie ( leichte Ausführung)
  • Personalausweis ( plus Kopie im Rucksack, sollte er mal wegkommen)
  • Pilgerausweis ( habe ich bei den Jakobsfreunden-paderborn.eu bestellt)
  • Flugtickets ( auch mit Kopie)
  • Ec- Karte ( schön versteckt in der Unterkleidungbauchtasche)
  • Bauchtasche für drunter > Amazon
  • Krankenversicherungskarte ( auch mit Kopie)
  • Notfall- Rufnummern, Bank, Krankenkasse, Freunde, Familie ( alles auf einem Blatt Papier notiert)

Und sonst noch

  • Pilgerführer
  • Sprachführer
  • Unterkunftsverzeichnis ( gibts auch fürs Handy) www.jakobsfreunde-paderborn.eu
  • Tagebuch
  • Stift
  • Sonnenbrille
  • Jakobsmuschel
  • Taschenmesser mit Korkenzieher, Flaschenöffner 😉 und Pinzette
  • Nähzeug
  • 10 Sicherheitsnadeln als Wäscheklammern oder zum Flicken
  • Stück Wäscheleine
  • Löffel-Gabel-Messer in einem
  • Wasserflasche 2 x 500ml, gibt es vor Ort
  • einige Zipplocktüten
  • Ohrstöpsel
  • Schlafmaske
  • Plastiktüte
  • Mundorgel ( ich singe so gerne und kann den Text nie)
  • Stein von zu Hause, wird am Cruz de Ferro (Eisenkreuz)in den Bergen von Léon abgelegt und symbolisiert das Ablegen von Sorgen, Befürchtungen und Ängsten) Ob das nicht schon vorher Sinn macht??? 🙂

So, das war es erst mal. Ich mutiere gerade zum Eichhörnchen und sammle alles zusammen.

Eichhörnchensammelstelle :-)
Eichhörnchensammelstelle 🙂

Reisesegen

Wunder, gibt es immer wieder, heute und auch morgen, werden sie geschehen…….:-)

 

„Yasper schenkt dir durch mich einen Reisesegen:

Gesegnet bist du
– mit der gelebten Gewissheit: Der Weg ist das Ziel.
– mit der Erkenntnis, dass jeder bewusste Schritt, den du tust, ein Ankommen ist: bei dir selbst und in der Gegenwart Gottes.
– mit weit und vertrauensvoll geöffneten Händen für all die großen und kleinen Geschenke und Wunder, die dir das Leben/die Liebe/Gott auf, in und neben deinen Weg legt.
Gesegnet bist du, denn du gehst deinen Weg.

Yasper“

 

Diesen Segensspruch habe ich von Ingrid Lipowsky bzw. ihren Engel geschenkt bekommen. Ich bin tief berührt. Frau Lipowsky ist eine Autorin, von der ich nun seit Monaten ein Buch nach dem anderen lese. Ihr Engel Yasper, humorvoll und weise, “ diktiert“ ihr die Bücher. Ich hatte vorher noch nie erlebt, dass sich alleine durch das Lesen eines Buches die Energie in dem Raum, indem ich mich befinde, verändert! Und zwar positiv. Zu meinem Geburtstag bekam ich von meiner Freundin Tina ein Buch geschenkt: „Engel reisen immer ohne Gepäck“. Dieses Buch war mein erstes Buch von Ingrid, und viele weitere folgten. Sie haben mich regelrecht durch die schwere zurückliegende Zeit getragen und mein Verständnis von Gott, Jesus und Religion zurecht gerückt. Lebenspraktisch, nah und voller Liebe. Genauso verstehe ich meinen Glauben, an die Schöpfung, an Gott. Gott ist in mir, in dir, in allem. Nicht weit weg und nicht nur in einer Kirche zu finden. Er hat nichts mit Bestrafung, Manipulation oder / und Machtmissbrauch zu tun. Er ist reine Liebe! Bedingungslos! Ein wundervolles Gefühl für mich, göttlich zu sein, genau wie Du oder Du oder Du.

Vielleicht war es das Lesen der Jakobusbücher, die mein Unterbewußtes dazu inspiriert haben, den Jakobsweg zu gehen. Ein Pilgerweg, der seit Jahrhunderten von Gläubigen gegangen wird. Auf der Suche nach Gott, auf der Suche zu sich selbst und auf der Suche zu etwas Größerem.

Hier ist ein Link zu Ingrids Seite, vielleicht fühlst du dich ja auch so inspiriert wie ich.

http://www.engelundsteine.de

 

 

„Ich hätte Angst!“

IMG_6110

Immer wieder höre ich, wenn ich von meinen Pilgerplänen erzähle: „Ich hätte aber Angst! Hast du keine Angst? Bist du aber mutig! Aber du gehst doch nicht allein!?“

Ganz ehrlich, bis jetzt hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht, Angst zu haben. Ich habe mich ernsthaft gefragt, wovor ich denn Angst haben könnte! Also, die Vorschläge sind groß, die mir gemacht werden, wenn ich nachfrage 🙂 Angst vor bösen Männern! Angst vor der Fremde! Angst vor Verletzungen! Angst vor dem Allein sein!…

Ich bin noch einmal tief in mich gegangen, habe in mich gelauscht, und….nein, ich habe keine Angst! Ich fühle mich auch nicht mutig. Ich habe Respekt! Respekt vor wilden oder bissigen Hunden und vor der langen Strecke. Aber keine Angst! Aus meiner Sicht, ist Angst ein ganz schlechter Ratgeber. Sie lähmt mich, macht mich handlungsunfähig. Angst entsteht da, wo ich kein Vertrauen habe. Sie füttert mein Kopfkino mit scheusslichen Bildern und Szenarien. Ich entscheide mich gegen die Angst und für die Achtsamkeit. Wenn ich achtsam bleibe, aufmerksam, dann erkenne ich mögliche Gefahren und kann handeln. Achtsamkeit entsteht im Augenblick, ist immer im JETZT. Angst entsteht schon in der Vergangenheit und zieht sich zäh in die Gegenwart. Sie flüstert: Lass es bleiben! Viel zu gefährlich! Viel zu anstrengend! Ihr Bruder der Zweifel,kommt direkt mit ins Boot!

„Ob ich das schaffe? Ich kann das noch nicht, bin noch nicht bereit! Ich muss noch mehr üben!“ Solche Stimmen hatte ich auch schon, Gott sein dank nur selten, -bis jetzt 🙂 Ich konnte beobachten, wie mein Ziel ins Wanken kam, im Nebel verschwand und sich lauter herunterziehende Gedanken dazwischen schoben. Ich denke, die Angst und der Zweifel sind die Torhüter, wenn ich den ersten Schritt aus meiner „Komfortzone“ mache. Wenn ich ich mich von meinen gut eingesessnen Sofa erhebe. Wenn ich Neuland betrete. Das kennst du doch auch, oder?!

Gut, dass ich schon mein Flugticket und einen großen Teil meiner Ausrüstung gekauft hatte. Ich ahnte schon, dass so etwas kommt. Ich denke, das ist normal! Wenn wir eine Entscheidung treffen und sie nicht so schnell, wie möglich umsetzten, wird sie im Boden versickern und nur noch als blasser Gedanke bleiben, „Ich wollte eigentlich auch mal….“- bis wir sie ganz und gar vergessen haben oder es Jahre später noch bereuen, es nicht getan zu haben.

Würde ich darauf warten, bis alle Zweifel verschwunden sind, würde ich nie los gehen. Ich kann jetzt nicht wissen, was mich erwarten wird. Ich kann es nur tun und dadurch neue Erfahrungen sammeln. Nur so kann ich Zweifel in Vertrauen verwandeln. Es ist ein Prozess! Vertrauen reift durch das Handeln, durch neue Erfahrungen, Dranbleiben. Nicht wegschauen, sondern konfrontieren. Das ist lebendiges Leben! Es ist eine tiefe Sehnsucht in mir, diesen Weg mit mir zu gehen. Ich weiß noch nicht, woher sie kommt. Ich spüre sie aber deutlich. Sie ruft mich. Ich habe mich entschieden meiner Sehnsucht zu folgen, mich überraschen zu lassen. Ich überschreite die Grenze von altem Bekannten zu Unbekanntem, zu Neuem. Ich wandel Glauben in Vertrauen und Wissen in Weisheit. Meine Seele freut sich schon. 🙂

Pudding im Kopf


So, noch einmal schlafen, dann geht es los! Morgen, um 9:35 Uhr startet der Flieger von Düsseldorf nach Bilbao. Von dort aus werde ich den Linienbus nach Pamplona nehmen. Ganz ehrlich, ich bin mächtig aufgeregt! Ich komme mir vor, wie eine geschüttelte Flasche Sekt, kurz vor dem Öffnen. Dazu scheint in meinem Kopf nur noch Pudding zu sein! Wie gut, dass ich meine Todo Liste habe. Ich glaube, sonst würde hier das absolute Chaos ausbrechen. Irgendwie fällt es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu all der Aufregung, kommt noch dazu, dass am Donnerstag der WDR hier war. Ein Kamerateam und eine super nette Journalistin haben einen Vorbeitrag zu meinem Weg gedreht. Zwei Stunden Aufnahme für 3 1/2 Minuten Sendebeitrag! Wenn ich wieder zurück bin, gibt es dann einen längeren Beitrag. Wenn du magst, kannst du den Beitrag hier sehen:

So, jetzt widme ich mich weiter meinen restlichen Todos.

Angekommen


Ich habe es geschafft! Ich bin in Pamplona und habe auch ein Bett gefunden. ? Aber mal von Anfang an. Heute Morgen war ich ungewöhnlich entspannt. Vielleicht hatte ich ja meine Aufregung die letzten Tage schon aufgebraucht. Der Flug nach Bilbao war ruhig und ich hatte zwei Plätze neben mir frei. Ein Bus, den ich erst finden musste fuhr uns nach Bilbao Zentrum. Drei Stunden später fuhr dann der nächste Bus 2 Stunden nach Pamplona. Inzwischen hatte ich Michael und Ute aus Herten kennengelernt und die Zeit war sehr kurzweilig. Bis hier war ich immer noch sehr entspannt.Endlich angekommen in Pamplona wurde es dann doch nervig. Meine Suche nach einer bestimmten Herberge, war ein irren durch eine völlig fremde Stadt. Immer wieder wurde ich in die falsche Richtung geschickt, die ich Schäfchengleich einschlug. Langsam war mein  Akku leer und ich wollte nur noch ankommen. Mein Gefühl sagte mir, dass ich falsch laufe. Also wieder fragen. Eine super nette spanische Familie zeigte mir den Weg zur Herberge, die aber leider schon voll war. Ich hätte heulen können. Also weiter suchen. Inzwischen waren schon 1 1/2 Stunde vergangen. Völlig erledigt kam ich in eine Herberge, die mir sagte, dass sie auch voll wäre. Jetzt stand mir das Wasser wirklich in den Augen. Rettend kam mir die Herbergsmutter zur Hilfe! In meinem schlechten Englisch kam wohl rüber, das ich drei Betten suche. ? Gott sei dank  war Bett Nummer acht in einem 10 Bett Zimmer noch frei.Puh!!! Jetzt sitze ich satt und völlig müde im Aufenthaltsraum der Herberge mit lauter anderen tippenden Pilgern. Ein Hoch auf Free Wifi?

Ach ja, meine spanische Simcard funktioniert noch nicht, wie sie soll. Daher komme ich nur sehr begrenzt ins Internet. Vielleicht bis morgen.

Ich schwimme in Dankbarkeit


Heute bin ich meine erste Etappe gelaufen. Oh, mein Gott, was für eine wundervolle Landschaft ? Wilder Thymian, duftende Blüten und unglaublich schöne Ausblicke. Ich glaube, ich habe von einem Ohr zum anderen gestrahlt. Ich kann kaum ausdrücken, wieviel Dankbarkeit ich empfunden habe. Eine Übersprudelnde Quelle. Dankbarkeit für diese Schöpfung, deren Teil auch ich bin und Dankbarkeit mir gegenüber, mir diese Erfahrung zu schenken.

Ich bin heute weitergelaufen, als ich dachte, was ich schaffe. Ich habe 740 Höhenmeter überwunden und bin sehr, sehr steil und geröllig wieder bergab. Insgesamt 18,5 km ?


Die letzten 400 Meter waren wirklich sehr, sehr Aua Füße ! So schnell war ich wohl noch nie aus den Schuhen. Direkt an der Rezeption, bevor ich mein Bett hatte, stand ich schon in Socken.

Heute habe ich einen Vertrag mit meinem Körper geschlossen. Ich habe ihm versprochen, ihm gut zuzuhören und seine Signale zu beachten. Ich werde ihn salben, massieren, nähren und Ölen. Ich gebe ihm genügend Wasser und sorge für ausreichend Pausen und Schlaf. Ich werde ihn nicht beschimpfen, wenn er schmerzt und auf ihn hören, wenn er nicht mehr kann. Ich finde, bis jetzt sind wir ein gutes Team. ❤️

Außerdem habe ich meinem Rucksack heute einen Namen gegeben. Er heißt “ Herr Milu“. Mein Vorbild und Lehrer ist unser Kater Milu. Immer im Jetzt, voller Hingabe und Tiefenentspannt. Er ist immer nah bei sich und lässt sich nicht zwingen. So erhoffe ich mir, dass ich meinen Rucksack nicht verurteile, denn immerhin beinhaltet er alles was ich dabei habe.