Auf die innere Stimme hören

Mein Tag fing heute morgen um 6:00 Uhr an, als die erste Kerze in „meiner“ Kirche angezündet wurde. Ich muss leider zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt alles andere als ausgeschlafen war. ? Und ja, eure guten Wünsche haben geholfen, ich musste nicht nachts zur Toilette. Danke!


Nach einem wirklich liebevoll bereiteten Frühstück bei Kerzenlicht, hab ich mich dann aufgemacht.  Es ging 10km bei heftigem Nebel durch Felder. Die Strecke zog sich wie Kaugummi.

Heute hatte ich nicht so viel Kraft wie gestern. Leider hatte ich schon bei meinem ersten Stop eine Blase. Hinten seitlich an der Hacke. Ich vermute, dass mir ein kleines Steinchen in den Schuh geflogen ist, anders kann ich es mir nicht erklären.  Auf jeden Fall blöd und schmerzhaft.


Gegen 10:00 Uhr war der Nebel weg und der Weg führte an einem Bewässerungskanal entlang. Eigentlich sehr schön, hätten die Füße nicht so geschmerzt!


Das Wasser aus dem Kanal kann mit Hilfe von kleinen Schleusen weitergeleitet werden, um die Felder zu bewässern. Ein sehr kluges System!

Schaut euch mal diese Schleuse an! Klasse , oder?! Der Jakobsweg führt direkt darüber.

Als ich im Ort angekommen war, hatte ich nur noch einen Gedanken “ Bett!!“. Wie so ein Schmerz einem doch die Sinne vernebeln kann. Als ich auf die Herberge, direkt am Bahnhof zukam, hatte ich schon so ein Nein- Gefühl. Das wurde auch nicht in der Unterkunft besser! Aber ich war nicht ganz bei Sinnen. Als ich dann geduscht in meinem Bett lag, im 16 Bettzimmer, dachte ich nur: Wad tust du hier? !!! Es ist dunkel, kalt und es gibt nur zwei Toiletten ohne Fenster. Die Betten wirkten dreckig. Uiuiui!!! 15€ waren schon bezahlt, inklusive Essen.


Ich ging ins Dorf und da wusste ich es genau, in dieser Herberge werde ich nicht schlafen! Auf gar keinen Fall! Meine schmerzenden Füße haben mich direkt zum Hotel getragen und meine Seele jubilierte. Es war noch ein Zimmer frei! ? Ich bin dann wieder zurück, hab meine Sachen gepackt und wollte dort noch etwas essen. Immerhin hatte ich ja bezahlt! In dem „Restaurant“ war es auch super kalt und in der Küche wurde nur geschrieen. Danke! Mir hat es gereicht. Ich habe die kalten Nudeln einfach stehen gelassen, hab meinen Rucksack gepackt und nichts wie weg!!!

Und jetzt liege ich in meinem sauberen Bett und bin froh, dass ich gut für mich gesorgt habe. Hätte ich mal eher auf meine innere Stimme gehört!


Der Tag hat sich noch richtig gut entwickelt. Ich habe Brigitta kennengelernt und wir haben stundenlang geredet und gemeinsam gegessen. Richtig nett war es.

In der Mitte ist ein Mann aus Tokio, der zwischendurch bei uns saß. Jetzt bin ich gespannt, was mein Fuß morgen sagt. Ich hoffe, er heilt heute Nacht.

Nachtrag- noch ein Kuss

Was für ein Tag! Er endet mit einem wunderschönen Ritual. Die acht Pilger sitzen im Halbkreis vor dem Altar und der Herbergsvater wäscht uns einzeln die Füße, spricht dabei einen Segen und küsst den Fuß. Was für ein großes Geschenk.


Und danach gibt es an dem festlich gedeckten Tisch, Pasta, Salat und Honigmelone. Dazu wird Wasser und köstlicher Wein gereicht.


(Japan, Frankreich, Italien, Kalifornien, Liverpool, Deutschland)

Ich schwebe jetzt ins Bett.

Tag des Kusses oder Geschenke über Geschenke


Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Dieser Tag ist einfach voller Geschenke. Zunächst einmal ging der Weg durch eine atemberaubende Landschaft. Blumen über Blumen, blauer Himmel, ein Traum.

An einer Stelle des Weges kam mir ein alter Spanier entgegen. Ich grüßte ihn und darauf fing er an zu erzählen, irgendetwas vom Wetter und guten Weg. Er strahlte mich an und gab mir zwei herzhafte Küsse auf die Wangen. ? Die Spanier schmatzen sich regelrecht auf die Wangen. Es sind nicht diesen spitzen parfümierten Luftküsse der Deutschen, die ich nicht wirklich mag. Diese Art der Begrüßung hier ist sehr herzlich und echt. Geküsst ging ich laut lachend weiter. Meinen Zielort erreichte ich viel zu früh, daher beschloss ich weiter zu gehen, die Kraft war da. Und schon kam mir der nächste alte Spanier entgegen und wieder wurde ich geküsst. Mein Glückstag ?


Ein Stückchen weiter des Weges hatte sich ein kleiner Vogel in einem Maschendrahtzaun mit dem Füßchen verfangen. Er flatterte wie wild und kam nicht los. Ich versuchte ihm zu helfen. Man sah schon das kleine Knöchelchen. Eine Spanierin kam dazu, und bekam den Vogel frei. Wir waren so froh und vielen uns in die Arme. Eine weitere Spanierin nahm mich in den Arm und küsste mich ? Sie dankte mir, dass ich den Vogel gesehen hatte. Das war sehr berührend.

Der Weg führte heute mitten durch eine Klosterruine. San Antón.Sehr, sehr beeindruckend.


Dann ging es weiter, diesmal wieder in die Hochebene. 12% Steigung, Schritt für Schritt! Was für ein sprudelndes Gefühl, oben anzukommen.


Und als Geschenk eine traumhafte Aussicht und dann der Charme der Hochebene.

Und wo es hoch geht, geht es auch runter! Wieder 18%! Ich laufe solche Strecken immer im Slalom runter. Sieht bekloppt aus, schont aber die Knie. Ich habe heute so viele Fotos gemacht, es war so zauberhaft. Heute habe ich mir auch mehrere längere Pausen geschenkt. Das Laufen fiel mir viel leichter, als die Tage zuvor.

Und jetzt kommt der Kracher! Ich war nun soweit, nach 20km, dass mir ein Bett gut gefallen würde. Da lag direkt am Camino eine alte Kirche aus dem 1200 Jahrhundert! Und da schlafe ich heute! Mitten in der Kirche!

Ich freue mich so sehr. Ich finde das wirklich sehr magisch. Nur Pipi machen ist blöd heute Nacht. Dafür muss ich raus, ins Nachbargebäude ? Und gerade bemerke ich, dass es hier auch keinen Strom gibt. Nur Kerzen ???

Ich bin richtig stolz auf mich

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Heute bin ich ca 23 km gelaufen! Boah, ich bin sooo stolz auf mich und meinen Körper! ❤ Die eine Herberge war zu nah und die andere zu weit weg. Gegen Ende hatte ich nur noch einen Gedanken: Taxi!!!! ? Gibts hier aber nicht. Aufgeben bringt nichts! Selbstmitleid bringt nichts! Schimpfen bringt nichts! Nur die Situation annehmen bringt was!  Also weiter! Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, als würde mir jemand den Rucksack anheben, sehr angenehm. Für die Füße war ich weiterhin selbst verantwortlich . Aua aua aua ?

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Den ganzen Tag war ein Klima und Wind wie an der See, nur dass ich auf der Hochebene unterwegs war. Eigentlich perfekt, hätte es nicht zwischendurch heftig geregnet. Inzwischen bin ich fix im Anziehen meiner Regengamaschen und meinem Poncho. Leider habe ich kein Bild von mir in meinem „Zelt“, ich habe in dem Moment einfach andere Prioritäten ???.

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Diese Landschaft hat mich wirklich beeindruckt. Es geht stetig bergauf und dann ist da eine flache Landschaft wie in Norddeutschland und dann geht es wieder heftig bergab.

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Dieses Dorf indem ich jetzt bin, ist total ursprünglich. Es taucht ganz plötzlich im Tal auf. Auch die Herberge hat einen urigen Charakter. Ich liege in einem 10 Bettzimmer, über mir Steffi, die ich schon vor einigen Nächten über mir geschlafen hat. Sie spricht perfekt deutsch, englisch und spanisch! Genial!! Das könnte ich auch gerne ?.

Ich glaube ich schlafe in dem Überbau. Mir ist total schwindelig im Bett ?.2016-05-29-PHOTO-00000343

Meseta

Ab heute laufe ich die nächsten Tage durch die Meseta. Es ist eine Hochebene, die kaum von Bäumen bewachsen ist. Man nennt sie auch die Kornkammer Spaniens. Der Vorteil ist, sie ist sehr grün. Der Nachteil ist, sie ist so grün ,weil es soviel regnet. ?? Viele Pilger finden das Laufen durch diese Landschaft langweilig, weil es angeblich wenig Abwechslung bietet. Ich bin gespannt, es könnte auch meditativ sein. Ich freue mich auf die neuen Eindrücke heute. ❤️

Was ist Nahrung ?


Letztens war ich essen in einer Bar. Eigentlich dachte ich, ich bekomme mein Pilgermenu draußen in der Sonne. Weit gefehlt! Ich wurde in einen wenig charmanten Raum geführt mit Gittern vor den Fenstern. Die Speisekarte konnte ich nicht lesen, sie war auf spanisch. Auch das Personal sprach nur spanisch ( ist oft hier) Beim Essen lief ein Stierkampf- Grrrrr, nicht gut. Anschließend fühlte ich mich in keiner Weise genährt. Warum? Was macht Nahrung aus? Ich habe darüber nachgedacht. Für mich ist Nahrung mehr als Essen. Das wurde mir nach diesem Erlebnis sehr bewusst. Nahrung kann ein liebevoller Blick sein, eine schöne Landschaft, das Betrachten einer Blume, ein liebevoll zubereitetes Essen, ein gutes Gespräch, die Liebe meines Mannes, meiner Kinder und soviel mehr.

Ich glaube, es sind alles Dinge, die meine Seele liebevoll berühren. Es ist die Liebe, die mir aus den Menschen, den Dingen entgegenschlägt. Dafür brauche ich aber auch die Bereitschaft, mich berühren zu lassen. Wenn ich im Stress bin und nicht richtig bei mir, funktioniert das nur schwer bis gar nicht!

Ich denke, indem ich bewusst bin für und in dem Augenblick, wenn ich im Jetzt bin, dann bin ich „empfangsbereit“ für dieses kostbare, nährende Geschenk. Hast  du heute schon einen nährenden Augenblick gehabt? Bist du auf Empfang?

Über Einsamkeit, Pinkelneid und Hände schütteln


Mein Tag gestern war sehr gemischt. Nach einer zauberhaften Nacht unter einen Daunendecke, fühlte ich mich richtig gut erholt. Heute wollte ich meine Füße schonen und alles ganz langsam machen. Beim Frühstück lernte ich ein sehr, sehr nettes Paat aus Berlin kennen. Sie könnten meine Eltern sein! Das Gespräch tat einfach gut. Ich fühlte mich schon ein wenig vereinsamt ohne die anderen Rucksackträger. Die beiden machten mir das Angebot, mich mit in die Stadt zu nehmen, bzw. zur Burg. Was für ein Glück! Zwei Engel aus Berlin ??  Danke ❣Ach ja, da gab es noch eine herrliche Episode in unserem Gespräch. Ich erzählte von der Pilgermesse am Abend zuvor. Umgeben von lauter spanischen gläubigen Senioren, die ständig aufstanden und sich setzten. Ein Teil dieser Messe war, dass gegenseitige Händeschütteln, und zwar mit allen Menschen, die um einen herum standen. Ganz freundlich und fröhlich habe ich Hände geschüttelt. Vor allem die Dame neben mir, wollte mir immer wieder die Hand schütteln. Da sie so kalte Hände hatte, war ich gerne bereit. Naja, nun erfuhr ich den Sinn dieser Handlung. Es heißt, ich vergebe dir deine Sünden und du vergibst mir meine Sünden. ???

Auf der Burg suchte ich mir einen schönen Platz mit meinen Siestadeckchen. Ich hatte einen herrlichen Blick auf die Stadt.


Mittags ging es in die Altstadt zum Pinchos essen. Ich sage euch, wenn ich diese Pinchos sehe, bin ich im Himmel. ? Wer mehr darüber lesen möchte, findet hier mehr:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pincho

Nach und nach machte sich ein unangenehmes Gefühl in mir breit. Ich fühlte mich einsam unter all den Menschen. Dieses Gefühl machte sich immer mehr breit. Abends das überteuerte, wieder allein sitzende Essen vertiefte das noch. Es fällt mir schwer dieses Gefühl anzunehmen. Ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Ich habe eine wundervolle Familie, Freunde und euch, die das hier lest, und dennoch! Das war kein Trost. Ich kenne dieses Gefühl, es taucht immer mal wieder auf. Ich möchte es gerne besser verstehen. Auf dem Weg war ich all-  ein( s) . Ich war ganz bei mir und dennoch mit allem verbunden. Dieses Gefühl der Einsamkeit ist anders. Es schneidet mich ab von allem, vielleicht auch von mir? Ich werde bestimmt noch weiter forschen dürfen ? Auf jeden Fall beinhaltet  es bei mir auch Selbstmitleid. Auch nicht so mein Lieblingsgefühl. Passend zum Thema habe ich dann auf meinem heutigen Weg einen herrlichen Wink von oben bekommen. Ein Herz aus Scheisse! ?


Ich bin heute nicht weit gegangen, nur 10 km. Es war ein bisschen schwer wieder rein zu kommen. Mein innerer Schweinehund hat versucht mich mit Übelkeit und Bauchweh ein wenig abzuhalten. Wie schnell der wächst, der Schweinehund! Unglaublich!

Unterwegs musste ich ganz doll!!! Richtig doll! Vor mir Pilger, hinter mir Pilger und sonst nur Felder. Hmmmm!!! Was nun! Ich habe so einen Pinkelneid auf euch Männer. Hat der liebe Gott da nicht einen klitzekleinen Fehler gemacht? ?Als Frau heißt es für mich in dieser Situation, einen wenigstens etwas geschützten Platz zu finden. Dann mich irgendwie von meinem Regencape befreien, Rucksack abnehmen, auf den nassen Boden legen und runter in die Knie, alles entblößen und …… loslassen. Und dann alles wieder anziehen. Männer stellen sich einfach irgendwo hin, Hosenschlitz auf und los geht’s! Das ist doch unfair!! ?

Hier bin ich heute: Herberge „La Fábrica“

Burgos


Heute habe ich ungefähr drei Etappen, für die ich drei Tage bräuchte in 45 Minuten mit dem Bus gemacht!! Das ist ein ganz eigenartiges Gefühl. Ich war nicht die einzige, die den Bus nahm. So einige Fuß- Knie und ansonsten kranke waren auch dabei. Für 3,28€  ging die Reise los. Gott sei dank hat Carsten mir ein Hotelzimmer gebucht. Die Stadt ist ziemlich ausgebucht, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Am Busbahnhof habe ich mir direkt ein Taxi genommen, ich hätte das Hotel sonst nie gefunden. Wow, was für ein „Luxus“!! Ein Bad mit Dusche und Wanne nur für mich, herrliche Frotteehandtücher, Platz zum sich abtrocknen und Fenster auflassen wie ich will. Ja, das tut mir gerade gut.

Auf der anderen Seite muss ich auch zugeben, dass mir die Gemeinschaft der Rucksackträger fehlt. Irgendwie sind wir mit einander verbunden. Und weil die Sehnsucht so groß war, bin ich in die Stadt gelaufen ?

Ich wusste ja gar nicht, was Burgos für eine unglaubliche Katedrale hat!! Mein Gott, was für ein monumentales Bauwerk. Sie gehört zum Unesco Kulturerbe! Sie ist absolut beeindruckend. Ich hänge gleich mal ein paar Bilder an.

Ich war den ganzen Tag in der Stadt, Pinchos essen, die Stadt erkundigen und die Katedrale besichtigen. Um 19:00 war ich bei einer Messe, wo ich nichts verstand außer Senior. Da werden die wohl Gott mit gemeint haben. Zum Schluss habe ich einen persönlichen Segen vom Kirchenmann bekommen. Das war schon toll. Inzwischen war ich so erschöpft, dass ich mal wieder kaum noch laufen konnte. Ich habe mich in vertrauter Manier ins Hotel geschleppt! Das gibt es doch nicht! Nach einem Blick auf meinen Schrittzähler wurde mir der Schmerz ganz klar! 14km!! Mann

Claudia, wie blöd! Du wolltest dich doch schonen.

Also ab in die Wanne ? Als ich in meinem improvisierten Schaumbad saß, merkte ich, dass das Wasser nur lauwarm war. Na klasse!

Jetzt liege ich im Bett, völlig fertig mit vertraut schmerzenden Füßen. Morgen werde ich etwas anders machen. ?

Burgos und Ruhe für den Körper

Morgen schenke ich mir eine kleine Auszeit. Ich habe vorhin entschieden, morgen mit dem Bus nach Burgos zu fahren und dort zwei Tage zu verbringen. (ca. 45 km von hier) Mein Körper braucht etwas Ruhe und die Seele möchte das Erlebte erst einmal verarbeiten. Ich werde mir ein Einzelzimmer nehmen und den Luxus genießen, zu wissen, in welchem Bett ich die nächste Nacht schlafe. Und ich werde es genießen, dass ich den Hintern kenne, der auf dem Klo gesessen hat. ?

Ich freue mich schon auf die Altstadt. Ich werde euch berichten.


Die versprochenen Störche ?


Pilgerwäsche, tägliche Hausaufgabe

Vorsicht –  Tränen und Emotionen


Heute morgen hatte ich das Gefühl, als sei meine Seele von rechts auf links gedreht. Ich fühlte mich unglaublich roh und verletzlich. Meine Augen haben ständig getränt. Es ist schwer, das, was da in mir passierte in Worte zu fassen. Das Gespräch mit Bill am Abend zuvor hat etwas in mir ganz tief berührt. Etwas schlafendes. Es ging um Religion und Gott, um den Glauben an mehr. Es ist kaum möglich, sich dem religiösen Thema auf diesem Weg zu entziehen. (Von mir übrigens auch nicht gewünscht).


Immerhin ist es ein Jahrhunderte alter Pilgerweg, der immer an Kirchen vorbei führt. Ich habe ein gestörtes oder sehr kritisches Verhältnis zur Kirche. Kirche hat viel mit Macht und Politik zu tun. Ich glaube an das Göttliche. Ich glaube an das Göttliche in dir, in mir, in jedem Grashalm, jeder Blüte, jedem Tier und jedem Stein. Für mich ist Gott in allem enthalten. Ich verneige mich in Demut und Dankbarkeit vor der Schönheit der Schöpfung, deren Teil auch ich bin.


Und ich merke, wie sehr ich mich immer wieder mit diesem Glauben verstecke. Warum auch immer!?

Naja, heute morgen hatte ich also die große Heulerei. Ich konnte es nicht aufhalten. Zuhause hätte ich mich vielleicht verkrochen oder abgelenkt, aber genau das möchte ich nicht. Es fühlte sich eher wie eine Reinigung an. Es kamen Bilder hoch, wie ich am Sterbebett meines Vaters saß, all die Tränen und das Gefühl des Verlustes. All die Trauer, in ihrer Größe wollte sich noch einmal zeigen. Gleichzeitig war ich so dankbar, soviel Zeit noch mit ihm verbringen zu können. Nutzt die Zeit mit den Menschen, die ihr liebt! Klärt das, was zu klären ist. Seit dankbar, für die Zeit, die ihr mit einander verbringen dürft.

Mein Vater, aber auch meine Mutter sind meine ständigen Begleiter. Die Liebe, die ich für sie empfinde, kann ich kaum in Worte fassen. Ohne euch, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. ❤️ Danke ❤️

Was mir wirklich heute morgen geholfen hat, war das Gespräch mit meinem Mann. Er ist immer für mich da, stärkt mir den Rücken und versteht mich so gut. Danke Carsten ? Und kleine Schwester, auch unser Gespräch war sehr wohltuend ❤️ Was aber auch sehr wichtig für mich war, war mich in diesem Gefühl anzunehmen. Und dann die Entscheidung zu treffen, weiter zu gehen. Sobald ich den Rucksack aufhatte und die Stöcke in der Hand, fühlte ich mich besser. Jeder Schritt war ein Schritt im Jetzt und in die Zukunft. So ist es im Leben, es gibt schwere Phasen und dann geht es aber auch weiter. Die Kraft und die Freude kam zurück und die Traurigkeit war auch da. Ich habe auf meinem Weg getanzt. Sehr grazil übrigens mit Stöcken in den Händen und 20kg auf dem Rücken ?


Jetzt bin ich in einer traumhaft schönen gepflegten Herberge. Gleich gehe ich zur Kirche, dort sind Störche auf dem Turm!


Vielleicht kann ich euch gleich ein schöneres Foto schicken.